einfach erklärt
Gesundheitssystem Schweiz
Wer in der Schweiz lebt, ist medizinisch sehr gut versorgt. Erfahren Sie mehr über das Gesundheitssystem, das weltweit einen Spitzenplatz belegt.
Wie ist das Gesundheitssystem der Schweiz aufgebaut?
Im föderalistischen Schweizer Gesundheitssystem übernehmen Bund, Kantone und Gemeinden verschiedene Aufgaben. Es ist eine Mischung aus Staat und Privatwirtschaft.
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Der Bund regelt die Prämie
Der Bund ist für die Grundversicherung zuständig. Er genehmigt oder verweigert die Erhöhung der Krankenkassenprämien in der Grundversicherung. Die Prämien wiederum bilden die Gesundheitskosten ab. Diese werden in Zukunft tendenziell steigen. Denn die Bevölkerung wird immer älter, die Ansprüche der Patientinnen und Patienten steigen und Gesundheitsinnovationen haben ihren Preis. Trotzdem haben Sie es in der Hand, Ihre persönlichen Kosten zu senken.
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Kantone sichern die Grundversorgung
Die Kantone sind für die medizinische Grundversorgung zuständig. Sie spielen bei der Planung von Spitälern und deren Leistungsangebot eine tragende Rolle und legen die Arbeitsbedingungen von medizinischen Fachpersonen in Spitälern fest. Ausserdem unterstützen die Kantone die Spitäler finanziell. Denn der Beitrag der Schweizer Bevölkerung über Prämien und Kostenbeteiligungen reicht nicht für die Finanzierung eines funktionierenden Gesundheitssystems auf Topniveau aus. Auch Prämienverbilligungen für finanziell benachteiligte Haushalte sind Sache der Kantone.
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Gemeinden fördern die Gesundheit
Die Gemeinden tragen ihrerseits mit unterstützenden Rahmenbedingungen zum gesunden Lebensumfeld und zur Gesundheit ihrer Bevölkerung bei. Zum Beispiel, indem sie den öffentlichen Raum für zwischenmenschliche Begegnungen gestalten, Sporteinrichtungen bauen und für eine intakte Natur sorgen.
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Krankenkassen bieten Versicherungsschutz
Die rund 60 Krankenversicherungen schützen Personen vor der finanziellen Belastung durch Krankheiten, Unfälle und Mutterschaft. Sie streben zudem bei Tarifverhandlungen mit Leistungserbringern (Spitäler, Ärzte, Apotheken usw.) gute Leistungen zu fairen Preisen an. Daneben setzen sie sich für Gesundheitsförderung und Prävention ein. Sie stehen im Wettbewerb miteinander, der zu besseren Angeboten und Dienstleistungen für Versicherte führt. Die Rahmenbedingungen regeln das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA).
Das Schweizer Krankenversicherungsgesetz (KVG) sieht vor, dass die Grundversicherung für alle in der Schweiz lebenden Personen obligatorisch ist. Eine ideale Ergänzung sind Zusatzversicherungen, die etwa Zahnbehandlungen abdecken oder einen höheren Spitalstandard bieten.
Stärken des Schweizer Gesundheitssystems ...
Jeder Mensch in der Schweiz hat Zugang zu einer hochstehenden medizinischen Versorgung. Denn Versicherer müssen jede Person, die in der Schweiz lebt, in die Grundversicherung aufnehmen – ohne Gesundheitsprüfung. Zudem hat die Schweiz eine hohe Dichte an Leistungserbringern wie Spitäler, Apotheken und medizinische Fachpersonen. 2018 landete die Schweiz bei der letzten Untersuchung des Health Consumer Powerhouse auf Platz 1. Geprüft wurden dabei Kriterien wie Patientenrechte, Zugang zu Pflege, Therapieergebnisse, Prävention, Medikamente sowie das Leistungsspektrum.
… und seine Schwächen
Bund, Kantone, Gemeinden, Krankenversicherungen und Leistungserbringer (zum Beispiel Spitäler) erfüllen verschiedene Aufgaben. Diese Vielfalt erschwert die Übersicht und ein ideal aufeinander abgestimmtes Handeln. Zudem zählt das Schweizer Gesundheitssystem neben denjenigen der USA, von Schweden und Deutschland zu den teuersten der Welt.
Begriffe wie Franchise, VVG und Tarmed sagen Ihnen nichts? Kein Problem.
Was ist das Solidaritätsprinzip?
Das Solidaritätsprinzip hat in der Schweiz eine lange Tradition. Nach diesem Prinzip bilden alle Versicherten zusammen eine Gemeinschaft. Jeder leistet seinen Beitrag, damit im Notfall genügend Mittel zur Verfügung stehen, um die nötige Hilfe zu erhalten. Das heisst: Auch wer kerngesund ist und nie zum Arzt muss, zahlt seine monatliche Prämie und sorgt so indirekt für diejenigen, die krank sind und mehr medizinische Unterstützung brauchen. Andersherum profitiert man auch selbst, sollte man einmal schwer erkranken. Bund, Kantone, Gemeinden und Krankenversicherungen haben die Aufgabe, dieses Kollektiv im Gleichgewicht zu halten. Deshalb werden Entscheide im Schweizer Gesundheitswesen auch immer im Interesse der Gemeinschaft gefällt.
Die Prämienregionen
Die Schweiz ist in viele Prämienregionen aufgeteilt, die vom Bund festgelegt werden. Neben Faktoren wie Alter und Geschlecht beeinflusst auch der Wohnort die Höhe der Prämie. In der Regel sind die Prämien in Städten höher als auf dem Land. Das liegt an den höheren Gesundheitskosten, weil die Dichte an Ärztinnen, Spitälern und Pflegeheimen in urbanen Zentren grösser ist. Jeder Kanton hat mindestens eine Prämienregion – beispielsweise die Kantone Aargau, Appenzell Innerrhoden, Basel und Genf – und maximal drei – wie in Bern, St. Gallen und Zürich.
Unser Gesundheitssystem im Ländervergleich
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Schweiz und Deutschland
Wer in der Schweiz lebt, muss eine Grundversicherung abschliessen. Bei welcher der rund 60 Krankenkassen, steht allen frei. Die Krankenversicherungen sind verpflichtet, alle Personen unabhängig von ihrem Gesundheitszustand in die Grundversicherung aufzunehmen. Weitere Leistungen, etwa mehr Komfort im Krankenhaus, bieten Zusatzversicherungen an. Hier entscheiden die Versicherer, ob sie Personen aufnehmen oder den Antrag aufgrund von Vorerkrankungen ablehnen. Ein weiterer wichtiger Unterschied: In Deutschland ist die zahnmedizinische Grundversorgung hoch. In der Schweiz dagegen müssen Patientinnen und Patienten die meisten Zahnarztrechnungen selbst bezahlen – es sei denn, sie haben eine entsprechende Zusatzversicherung.
Deutschland Schweiz Gesetzliche und private Krankenversicherung Gesetzliche Grundversicherung (KVG) Private Zusatzversicherung Private Zusatzversicherungen (zum Beispiel Alternativmedizin) Kosten für Krankenversicherung werden zu 50 % vom Arbeitgeber und 50 % vom Arbeitnehmer bezahlt Kosten der Krankenversicherung trägt der Versicherte, in der Regel keine Beteiligung durch Arbeitgeber Familienprämie Kopfprämie Gleiche Prämie für alle Prämie abhängig von Prämienregionen und Alter, alternative Versicherungsmodelle bieten Rabatte Befreiung von gesetzlicher Krankenversicherung möglich Befreiung von obligatorischer Krankenversicherung nur in Ausnahmefällen möglich Zahnversicherung ist ein Teil der Krankenversicherung Zahnversicherung muss extra abgeschlossen werden -
Schweiz und Grossbritannien
Es gibt keine klassische Krankenversicherung in England. Stattdessen übernimmt der Staat die Verantwortung für die Gesundheitsversorgung. Diese wird vom National Health Service (NHS) organisiert und von der Bevölkerung über Steuern finanziert. In der Schweiz dagegen zahlt jeder Einwohner und jede Einwohnerin eine Versicherungsprämie direkt an die Krankenversicherung. Ein weiterer Unterschied: In der Schweiz kann man in der Grundversicherung verschiedene Betreuungsmodelle wählen und dabei sparen: freie Arztwahl, telemedizinische Beratung oder das Hausarztmodell beispielsweise. In Grossbritannien hingegen ist immer die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Freie Arztwahl haben nur diejenigen mit einer privaten Zusatzversicherung.
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Schweiz und USA
Eines haben beide Gesundheitswesen gemeinsam: Sie gehören zu den teuersten der Welt. Die Unterschiede sind hingegen beträchtlich: Gesundheit ist in den USA vor allem Privatsache. In der Schweiz dagegen ist das Solidaritätsprinzip verankert. Bundesstaatliche Krankenversicherungen existieren in den USA nur für ältere und bedürftige Menschen. Ansonsten gilt: Nur wer es sich leisten kann oder über den Arbeitgeber versichert ist, profitiert von erstklassigen medizinischen Leistungen. Viele US-Bürger und -Bürgerinnen verzichten allerdings auf den teuren Arztbesuch. In der Schweiz haben alle Einwohnerinnen und Einwohner über die obligatorische Grundversicherung Zugang zu einer qualitativ hochstehenden Gesundheitsversorgung. Krankenversicherungen sind verpflichtet, alle ohne Vorbehalte aufzunehmen.
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Schweiz und Frankreich
In Frankreich tragen Lohnabgaben und Steuern zur Finanzierung des Gesundheitssystems bei, in der Schweiz sind es die Versicherungsprämien. Diese werden unabhängig vom Einkommen berechnet. Schweizer Krankenversicherungen bieten in der Grundversicherung diverse Versorgungsmodelle an: freie Arztwahl, telemedizinische Erstberatung oder das Hausarztmodell zum Beispiel. In Frankreich hingegen ist die Hausärztin oder der Hausarzt in jedem Fall die erste Anlaufstelle. Während es in Frankreich keine halbprivaten Spitalaufenthalte gibt, können in der Schweiz Zusatzversicherungen abgeschlossen werden für einen angenehmeren Spitalaufenthalt: zum Beispiel im Zwei- statt im Mehrbettzimmer.
Frankreich Schweiz Gesetzliche Krankenversicherung. Es gibt mehrere Formen oder «régimes» je nach beruflichem Status: freiberufliche Tätigkeit, Landwirt, angestellte Arbeitnehmerin Grundversicherung Finanzierung durch Sozialabgaben in Form von Beiträgen und Steuern Finanzierung durch Versichertenprämien Gesundheitskosten werden zu 70 % von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Den Rest decken Zusatzversicherungen ab. Es gibt weder Franchise noch Selbstbehalt Gesundheitskosten tragen Versicherte in der Höhe der gewählten Franchise und des Selbstbehalts. Zusatzversicherungen können Leistungen abdecken, welche die Grundversicherung nicht übernimmt Private Zusatzversicherung Private Zusatzversicherungen wie zum Beispiel für Alternativmedizin Prämien abhängig von zu deckenden Leistungen, Alter, Versicherungsmodell Prämie abhängig von Prämienregionen und Alter. Verschiedene Versicherungsmodelle mit verschiedenen Rabattstufen Freie Arztwahl Verschiedene Versicherungsmodelle: freie Arztwahl, HMO oder telemedizinische Konsultation Befreiung von gesetzlicher Krankenversicherung nicht möglich Befreiung von obligatorischer Krankenversicherung nur in Ausnahmefällen möglich Zahnversicherung ist zum Teil in der Krankenversicherung inkludiert Zahnversicherung muss extra abgeschlossen werden -
Schweiz und Italien
Ähnlich wie in Frankreich und Grossbritannien finanzieren Steuern das Gesundheitssystem, den Servizio sanitario nazionale. In der Schweiz bezahlen Versicherte mit ihren Prämien die Leistungen der Krankenkassen. Im Gegensatz zu Italien kennt die Schweiz die freie Arztwahl. Vorausgesetzt, Versicherte wählen in der Grundversicherung dieses Betreuungsmodell.
Italien Schweiz Gesetzliche Krankenversicherung, durch den Staat sichergestellt Gesetzliche obligatorische Grundversicherung (KVG), durch private Anbieter sichergestellt, die frei wählbar sind Private Krankenversicherung und Zusatzversicherungen (zum Beispiel für Spezialisten und Alternativmedizin) Private Zusatzversicherungen (zum Beispiel für Alternativmedizin) Beiträge über Steuern/Arbeitgeber finanziert Alle Prämien von Versicherten selbst getragen. Deren Höhe variiert je nach Alter, Wohnort und versicherten Leistungen Ganze Familie ist automatisch mitversichert Prämien werden pro Kopf verrechnet Es stehen nur vorbestimmte Haus- und Kinderärztinnen über die lokalen Gesundheitsdienste zur Verfügung, ansonsten private Ärzte gegen Bezahlung Freie Arztwahl oder alternatives Versicherungsmodell Allgemeinmedizinerinnen und Kinderärzte des lokalen Gesundheitsdienstes sowie Notfälle im Spital sind kostenlos. Für Fachärztinnen wird ein Selbstbehalt fällig, Ticket genannt Jeder Arztbesuch, auch bei Fachärzten, wird nach Abzug einer Franchise und des Selbstbehalts durch die Versicherung getragen. Bei allen Spitalaufenthalten wird eine Tagespauschale fällig Befreiung vom Selbstbehalt in gewissen Fällen möglich Befreiung von Franchise und Selbstbehalt nicht möglich Für Medikamente ist eine Kostenbeteiligung vorgesehen, Ticket genannt. Davon kann man in gewissen Fällen befreit werden In der Regel werden die Kosten für Medikamente nach Abzug der Franchise und des Selbstbehalts übernommen Sehr lange Wartezeiten bei öffentlich angestellten Ärztinnen In der Regel kurzfristige Terminvereinbarungen -
Schweiz und Spanien
Spanien Schweiz Gesetzliche und private Krankenversicherung Gesetzliche Grundversicherung Private Zusatzversicherung Private Zusatzversicherungen Beiträge werden über die Einkommenssteuer direkt vom Lohn abgezogen Versicherte bezahlen Prämien direkt
Prozentuale Beiträge, abhängig von der Lohnhöhe Prämie abhängig von Prämienregionen, Alter, alternativem Versicherungsmodell (Rabatte möglich) Familienprämie Familienprämie
Medikamente circa 40 % Selbstbehalt Gewählte Franchise und 10 % Selbstbehalt (maximal CHF 700 pro Jahr)
Arztbesuche und Krankenhaus kein Selbstbehalt Gewählte Franchise und 10 % Selbstbehalt (maximal CHF 700 pro Jahr) Medizinische Versorgung in den Gesundheitszentren und staatlichen Krankenhäusern Freie Arztwahl oder entsprechendes Modell -
Schweiz und Portugal
Wer in der Schweiz lebt, ist dazu verpflichtet, eine Grundversicherung abzuschliessen. Anders in Portugal: Wer dort arbeitet, ist automatisch krankenversichert. Im Unterschied zu Portugal ist in der Schweiz die Hausärztin oder der Hausarzt frei wählbar. Die Suche nach einer Hausärztin oder einem Hausarzt liegt in der eigenen Verantwortung: Melden Sie sich möglichst früh an. So sind Sie im Ernstfall abgesichert. Zuerst übernehmen Sie die Heilungskosten gemäss Ihrer gewählten Franchise. Danach begleicht Ihre Krankenkasse alle Aufwände minus Ihren Selbstbehalt von 10 Prozent, bis maximal 700 Franken pro Jahr.
Portugal Schweiz Gesetzliche und private Krankenversicherung Gesetzliche Grundversicherung gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) Prämienbefreiung bei gesetzlicher Krankenversicherung. Bei der privaten Krankenversicherung tragen alle Versicherten die Prämie selbst Prämie wird pro Kopf verrechnet Die Prämien für die private Krankenversicherung können stark variieren, je nach versicherten Leistungen Die Prämie variiert je nach Alter, Wohnort, versicherten Leistungen Man wird mit der gesetzlichen Krankenversicherung an das für am Wohnort zuständige Centro de saude (Gesundheitszentrum) gebunden, das Hausärztinnen und vieles mehr bietet In der Schweiz muss man sich die Hausärztin selbst aussuchen Die Kosten für den Arztbesuch werden mit einem kleinen Selbstbehalt
verrechnetBeteiligung an den Kosten mit frei wählbarer Franchise (Erwachsene CHF 300 bis CHF 2500, Kinder und Jugendliche 0 bis 600 CHF) Selbstbehalt von 10 % bis maximal CHF 700 pro Jahr Mit der privaten Krankenversicherung hat man viele Vorzüge gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung Die Grundversicherung bietet für alle die gleichen Leistungen bei Krankheit, Unfall und Mutterschaft
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Häufig gestellte Fragen
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Kann ich zum Arzt ins Ausland, auch wenn ich in der Schweiz wohne?
Ja, wenn Sie die Zusatzversicherung Medical Private abgeschlossen haben. Damit haben Sie auch im Ausland die freie Wahl, wenn Sie beispielsweise zu Ihrem langjährigen Hausarzt in Deutschland wollen.
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Wie kann ich meine Gesundheitskosten reduzieren?
Mit unseren Spartipps können Sie Ihre Krankenkassenprämie und die Ausgaben für Ihre Gesundheit senken.
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Ab wann muss ich mich bei einem Umzug in die Schweiz bei einer Krankenkasse anmelden?
Damit Sie hier optimal versorgt sind, ist es wichtig, dass Sie sich innerhalb von drei Monaten nach Ihrer Ankunft bei einer Krankenkasse Ihrer Wahl für die obligatorische Grundversicherung anmelden. Die Anmeldefrist beginnt am Tag Ihrer Anmeldung bei der Einwohnerkontrolle, also ab dem Ausstelldatum Ihrer Wohnsitzbescheinigung oder Ihres Ausländerausweises.
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Welche Zusatzversicherungen sind empfehlenswert?
Das hängt von Ihrer Lebenssituation und Ihren Bedürfnissen ab, zum Beispiel, ob Ihnen Beiträge an Ihre persönliche Fitness wichtig sind, Sie einen Kinderwunsch hegen oder mehr Flexibilität und besseren Service im Spital wünschen. Eine Übersicht unserer Zusatzversicherungen finden Sie hier.
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