Traumatherapie: Behandlung von Traumata
Was ist ein Trauma? Und wie gehen Betroffene am besten mit den langfristigen Folgen um? Lernen Sie, wie man Traumata erkennt – und sie erfolgreich behandelt.

Wie oft begegnet Ihnen das Wort «Trauma» in den sozialen Medien, in der medialen Berichterstattung, im privaten Kreis oder bei der Arbeit? Wie oft haben Sie sich dabei gefragt, was das eigentlich genau ist? Und: Ob Sie vielleicht selber von einem Trauma betroffen sein könnten?
Was ist ein Trauma?
Nicht jede schlimme Erfahrung in unserem Leben ist ein Trauma, das mit schweren Folgen nachhallt. Die Psychologie spricht dann von einem Trauma, wenn uns ein extrem bedrohliches Ereignis oder eine Reihe von Ereignissen widerfährt. In der Regel sind die Betroffenen der Situation hilflos ausgeliefert und ihre körperliche Unversehrtheit wird bedroht.
«Besonders wenn Betroffene keine Möglichkeit hatten, das Erlebte zu verarbeiten, können langfristige Folgen auftreten.»
«Diese Erfahrungen können tiefe Spuren hinterlassen und das psychische Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Besonders wenn Betroffene keine Möglichkeit hatten, das Erlebte zu verarbeiten, können langfristige Folgen auftreten», sagt Rahel Bachem. Die Psychologin erforscht Traumata am Kompetenzzentrum Psychische Gesundheit der Ostschweizer Fachhochschule und an der Universität Zürich.
Ursachen: Wie entstehen Traumata?
Zu den häufigsten Ursachen von traumatischen Erlebnissen zählen unterschiedliche Formen von Gewalt. Sehr häufig – gerade auch in der Schweiz – handle es sich um häusliche Gewalt an Kindern und Erwachsenen, sagt Expertin Bachem.
Hinzu kommen sexuelle Gewalt, gewaltvolle Erlebnisse im Krieg oder körperliche und emotionale Gewalt in Beziehungen. Bei letzterem können Kinder auch traumatisiert werden, wenn sie diese Gewalt zwischen den Eltern miterleben.
Welche Arten von Traumata gibt es?
Traumata können einmalig und zeitlich klar abgrenzbar sein, wie etwa ein Unfall oder eine Naturkatastrophe. Hier spricht die Fachwelt von den Typ-I-Traumata.
Oft erleben Menschen aber auch sich wiederholende oder andauernde Belastungserfahrungen. Das ist etwa der Fall, wenn ein Kind über längere Zeit miterleben muss, wie der Vater die Mutter schlägt oder es selber jahrelang missbraucht wird. Diese daraus entstandenen Traumata werden als Typ-II-Traumata bezeichnet.
Traumafolgestörungen: Was sind langfristige Folgen eines Traumas?
Ein traumatisierendes Erlebnis hinterlässt seine Spuren. Diese können zu Traumafolgestörungen führen. «Dazu zählen am häufigsten Depressionen, Angststörungen, Abhängigkeitserkrankungen und posttraumatische Belastungsstörungen», sagt Expertin Bachem.
Oft können Betroffene die Symptome bei der posttraumatischen Belastungsstörung schwer einordnen, da sie sehr komplex sind. Das müssen Sie darüber wissen:
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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Die PTBS ist eine psychische Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis wie etwa einen Unfall, Gewaltverbrechen, Kriegshandlungen oder eine Naturkatastrophe. «Typisch für die PTBS sind einerseits Symptome, bei denen das Trauma wiedererlebt wird – und andererseits der Versuch, die Erinnerungen an das Ereignis zu verdrängen», sagt Psychologin Rahel Bachem.
Das Wiedererleben zeigt sich häufig in Form von Flashbacks oder angstgeprägten Albträumen aus. Hinzu kommen Vermeidungssymptome. Dabei handelt es sich um das bewusste Meiden von Erinnerungen, die wahrscheinlich ein Wiedererleben auslösen würden. Betroffene entwickeln Strategien, um bestimmte Orte, Situationen oder Personen zu meiden und eigene Gedanken und Gefühle zu unterdrücken.
Obwohl Betroffene oft viel Energie in die Vermeidung stecken, gelingt es gemäss Bachem selten, belastende Erinnerungen und Gefühle dauerhaft auszublenden. Das führt dazu, dass Betroffene ihr Umfeld konstant als bedrohlich wahrnehmen.
Das zeigt sich meistens durch Überwachsamkeit oder eine verstärkte Schreckhaftigkeit, zum Beispiel bei unerwarteten Geräuschen. «Der Grund dafür liegt im vegetativen Nervensystem. Dieses ist bei Betroffenen häufig permanent überreizt. Deshalb kommen sie nicht zur Ruhe», sagt Bachem.
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Komplexe posttraumatische Belastungsstörung (komplexe PTBS)
Seit einigen Jahren arbeiten Fachpersonen zudem mit der Diagnose der komplexen PTBS. Diese liegt vor, wenn bei Betroffenen weitere Symptome dazukommen. Dazu zählen unter anderem tiefgreifende Probleme, die eigenen Emotionen zu regulieren.
Häufig geht es dabei um Wut. Betroffene reagieren stark emotional auf geringfügige Stressoren, leiden zum Beispiel unter unkontrollierbaren Wutausbrüchen. Oder aber sie erleben das Gegenteil, eine emotionale Abstumpfung wie etwa die Unfähigkeit, Freude oder positive Emotionen zu erleben.
Zum anderen nehmen sich Betroffene selbst sehr negativ wahr. «Meistens zeigt sich das darin, dass sie sich für mangelhaft halten, sich herabgesetzt, abgelehnt oder wertlos fühlen oder Scham und Schuld empfinden», sagt Traumaexpertin Rahel Bachem.
Sie haben zudem Mühe, in ihren Beziehungen mit anderen Menschen Nähe zuzulassen oder Beziehungen langfristig aufrechtzuerhalten.
Von einer komplexen PTBS sind häufig Menschen betroffen, die bereits in der frühen Kindheit traumatische Erfahrungen gemacht haben. Oft handelt es sich dabei um chronische, von Menschen verursachte Situationen, wie anhaltender körperlicher, emotionaler oder sexueller Missbrauch, häusliche Gewalt gegen das Kind oder die Mutter.
«Solche Erfahrungen haben besonders starke Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter, weil wir in der frühen Kindheit sehr verletzlich und von unseren Hauptbezugspersonen abhängig sind – so dass uns traumatische Ereignisse in dieser Phase existentiell bedrohen», sagt Bachem.
Bin ich von einem Trauma betroffen?
Gerade psychische Probleme wie Angststörungen oder Depressionen sind weit verbreitet. Wie können Betroffene herausfinden, ob ihre Situation durch ein Trauma verursacht wurde oder nicht?
Traumaexpertin Rahel Bachem rät, in einem ersten Schritt den Selbstcheck zu den wichtigsten traumabezogenen Symptomen zu machen. Hier finden Sie einen Leitfaden:
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Flashbacks
Haben Sie wiederkehrende Momente, in denen Sie ein schlimmes Erlebnis aus Ihrer Vergangenheit gefühlt wieder erleben?
Bei einem Trauma sind die Momente des Wiedererlebens häufig sehr lebhaft und fühlen sich so an, als würde man das Erlebte erneut durchleben. Wie Traumaexpertin Rahel Bachem erklärt, können solche Momente durch Orte, Situationen, Personen – aber auch durch Gerüche oder Geräusche – ausgelöst werden.
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Vermeidung von Gedanken und Gefühlen
Meiden Sie Orte oder Menschen, um traumatische Erinnerungen nicht aufzuwecken? Unterdrücken Sie gewissen Gefühle, damit emotionale Wunden nicht aufbrechen?
Beide Vermeidungsstrategien sind typisch für traumatisierte Menschen. Oft sind sich Betroffene in der Situation jedoch nicht bewusst, wieso sie so handeln. «Sie spüren einen starken Impuls, so handeln zu müssen – oft ist es eine ausgeprägte Ablehnung», sagt Psychologin Rahel Bachem.
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Immer unter Strom
Fällt es Ihnen schwer, zur Ruhe zu kommen? Sind Sie besonders aufmerksam oder wachsam, auch wenn keine spezielle Bedrohung oder Gefahr vorhanden ist?
Traumatisierte Menschen verharren häufig ihr Leben lang im Fluchtmodus. In diesem Modus kämpft der Körper ums Überleben. Eine Reaktion, die uns das Leben retten kann.
«Wenn aber das Nervensystem dem Körper keine Entwarnung gibt oder immer wieder fälschlicherweise Alarm schlägt, bleibt der Körper in diesem Alarmzustand», erläutert Traumaexpertin Rahel Bachem.
Das führt häufig zu Schlafstörungen und zu Zuständen der Angespanntheit, Gereiztheit oder Rastlosigkeit, die diese Menschen belasten.
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Alles wie betäubt
Fühlen Sie oft nichts, weder sich selber noch anderen Menschen gegenüber? Scheint es so, als wären Sie von Ihren Emotionen abgeschnitten?
Traumatisierte Menschen empfinden Gefühle oft sehr unterschiedlich und wechselhaft. «Manche Betroffene können keine starken Gefühle mehr empfinden», sagt Psychologin Rahel Bachem. Man nehme sich wie betäubt wahr.
Zudem fühlen sich viele traumatisierte Menschen oft so, als wären sie «nicht richtig hier». «Sie erleben sich und ihre Umwelt als unwirklich, fremd oder wie durch einen Schleier betrachtet», beschreibt Bachem. In der Psychologie spricht man hier von Depersonalisierung und Derealisation.
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Alles auf Ausbruch
Haben Sie Probleme mit unkontrollierten, starken Gefühlsausbrüchen? Sind Sie oft extrem wütend oder aggressiv?
«Menschen mit solchen Ausbrüchen haben meist ein schweres und tiefgreifendes Problem mit dem, was wir in der Psychologie Affektregulierung nennen», sagt Expertin Rahel Bachem. Auch das sind Folgeerscheinungen eines Traumas.
Dabei typisch seien eine erhöhte emotionale Reaktivität auf geringfügige Stressoren, gewalttätige Ausbrüche, rücksichtsloses oder selbstzerstörerisches Verhalten oder dissoziative Symptome unter Stress. Bei letzteren kommt es zu einer Abspaltung, welche die Wahrnehmung der betroffenen Person, ihr Bewusstsein, Gedächtnis oder ihre Identität verändern.
«Durch eine Therapie lernen traumatisierte Menschen, sich und die Welt wieder positiv zu sehen und neue Sichtweisen auszuprobieren.»
Trauma verarbeiten: Wie geht das?
Obwohl die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung behandelbar sind, hinterlassen Traumata Spuren. «Diese verschwinden in der Regel nicht vollständig», sagt Psychologin Rahel Bachem. Vielmehr geht es darum, einen Weg zu finden, diese Wunden richtig zu versorgen, sodass sie möglichst gut heilen.
Eine Therapie kann hier unterstützen – und Wege aufzeigen, wie Betroffene selbstwirksam Dinge verändern können, damit die Symptome abnehmen und die Lebensqualität wieder zunimmt.
Dank Therapie zu mehr Resilienz und Freude
In diesem Prozess, der einerseits schmerzlich ist, steckt andererseits eine grosse Kraft, persönlich zu wachsen: «Traumatisierte Menschen lernen auf dem Weg der Heilung, sich grundlegende Fragen zu stellen – wie etwa, was sie vom Leben erwarten. Sie lernen, sich und die Welt wieder positiv zu sehen und neue Sichtweisen auszuprobieren», führt Bachem aus.
Das trägt stark zum persönlichen Wachstum bei, stärkt die Resilienz der Betroffenen und lässt sie häufig auch wieder mit Freude und Neugierde in die Zukunft blicken.
Wie lange dauert die Heilung eines Traumas?
Jedes Trauma hallt unterschiedlich stark und lange im Leben der betroffenen Person nach. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Entsprechend dauert auch der Heilungsprozess unterschiedlich lange. In der Regel braucht es jedoch umso mehr Aufarbeitungszeit für Traumata, desto früher diese in der Kindheit passiert sind und desto länger der Zeitraum war, über den sie sich erstreckten.
In diesen Fällen sind die Wunden häufig besonders tief und die Folgen sehr vielschichtig. «Das braucht mehr Arbeit – besonders wenn bei solchen Fällen auch das Selbstbild stark gestört ist und die Betroffenen lernen müssen, sich und die Welt mit wohlwollenden Augen zu sehen», sagt Bachem.
Traumatherapie: Was ist das?
Die Traumatherapie ist eine professionelle psychologische Unterstützung, die Betroffenen hilft, das Erlebte zu verarbeiten und Strategien zu lernen, um sich selber besser helfen zu können.
Welche Methoden der Traumatherapie gibt es?
Für die Traumaarbeit gibt es ganz unterschiedliche Ansätze. Die, die am häufigsten erfolgreich zur Anwendung kommen, sind in der Psychologie verankert. Sie alle fokussieren darauf, sich mit den belastenden Erinnerungen und deren Bedeutung auseinanderzusetzen.
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Prolongierte Exposition
Dieser Ansatz ist so etwas wie der «Pionier» unter den Expositionsmethoden bei der Traumaaufarbeitung. Entsprechend gut ist er erforscht.
Bei der prolongierten Exposition leitet die Therapeutin den Patienten dazu an, sich die traumatischen Geschehnisse vor seinem inneren Auge zu vergegenwärtigen und darüber so zu berichten, als ob sie gerade geschehen würden. Dies wird so lange wiederholt, bis der Patient eine Abnahme der traumabezogenen Emotionen berichtet.
Die prolongierte Exposition ist besonders wirksam bei postraumatischen Störungen, insbesondere wenn das Trauma gut abgrenzbar und spezifisch ist (z. B. Verkehrsunfälle, Überfälle, Naturkatastrophen). Sie gilt als evidenzbasierte Methode mit einer starken wissenschaftlichen Grundlage und zeigt langfristig stabile Behandlungserfolge.
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Narrative Exposition – NET
Bei dieser Methode geht es darum, dass Patientinnen und Patienten ihre Biographie von der Geburt bis in die Gegenwart möglichst detailliert erzählen. Wie die Forschung zeigt, hilft bereits das Schildern von traumatischen Erlebnissen, das empathische Zuhören der Therapeutin oder des Therapeuten sowie die Würdigung des Traumas durch die behandelnde Person, dass die Symptome bei den Betroffenen abnehmen.
Mit der exakten Erzählung ordnen die Betroffenen die Geschehnisse räumlich und zeitlich ein. Erfahrenes erhält so einen Kontext. Die behandelnde Person unterstreicht dabei, dass die Ereignisse in der Vergangenheit liegen. So werden sensorisch-emotionale Gedächtnisinhalte korrekt der Situation in der Vergangenheit zugeordnet.
«Mit diesem Vorgehen kommt es zu einer Nachverarbeitung im Gedächtnis. So werden die traumatischen Erlebnisse zu Erinnerungen – die mit der Zeit verblassen können und das Erlebte nicht mehr so abrufen, als würde der Betroffene es nochmals erleben», sagt Psychologin Rahel Bachem.
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Eye Movement Desensitization and Reprocessing – EMDR
Bei dieser Therapieform vergegenwärtigt sich die betroffene Person das traumatische Ereignis in Gedanken und Gefühlen und erlebt es auf diese Weise nochmals. Während die Person erzählt und fühlt, folgt sie mit ihren Augen den Handbewegungen der Therapeutin oder des Therapeuten.
Das sorgt für eine zusätzliche Stimulierung der Sinne. Teilweise wird diese Bewegung des Zeigefingers auch mit einem LED-Licht nachgeahmt.
Man gehe davon aus, dass durch das zusätzliche Stimulieren das Gehirn der betroffenen Person in der Lage sei, die Erinnerung an das traumatische Erlebnis schneller zu verarbeiten, sagt Traumaexpertin Rahel Bachem. «Die Erinnerung verliert dadurch an emotionellem und belastendem Gehalt.»
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Imagery Rescripting and Reprocessing Therapy – IRRT
Die Kraft der Imagination steht bei dieser Methode im Zentrum der Therapie. Die behandelnde Person gibt lediglich den Rahmen der Imagination vor. Die traumatisierte Person erzählt, was sie auf ihrer inneren Bühne wahrnehmen kann. Hier kommen oft verschiedene Persönlichkeitsanteile als Protagonisten auf diese innere Bühne.
Die wichtigen Protagonisten sind dabei das aktuelle «Ich», das damalige «Ich/Kind» sowie der Täter oder die Täterin oder das verinnerlichte Täterbild.
Die IRRT-Methode läuft in der Regel in drei Phasen ab: Als Erstes werden belastende Bilder und assoziierte Emotionen des Traumas von der Patientin oder dem Patienten über alle Sinne wiedererlebt und verbalisiert.
In der zweiten Phase geht es um die Konfrontation und Entmachtung des Täters oder der Täterin durch das aktuelle «Ich», das als zusätzlicher Persönlichkeitsanteil auf die innere Bühne der betroffenen Person tritt.
Anschliessend folgt die dritte Phase, in der Bilder imaginär entwickelt werden, die die betroffene Person dabei unterstützen, Beruhigung, Tröstung und Versöhnung zwischen dem aktuellen «Ich» und dem damaligen «Ich/Kind» zu schaffen.
«Die dritte Phase dient dazu, die Erinnerungen neuzugestalten – um dysfunktionale, angstauslösende oder selbstabwertende Überzeugungen zu verändern», sagt Psychologin Rahel Bachem.
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Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie
Diese Therapie wird sehr breit zur Behandlung von seelischen Problemen eingesetzt und zählt zu einer der am besten erforschten psychotherapeutischen Methoden. Ziel dieser Therapie ist es, über Gedanken und Vorstellung – also die Kognition – das Verhalten, Erleben und Gefühle positiv zu beeinflussen.
Es geht darum, sich schlechter Gedanken und Vorstellungen im Zusammenhang mit einem Trauma bewusst zu werden. Personen können nach einem Trauma zum Beispiel denken: «Die Welt ist gefährlich und ich bin nirgendwo sicher.» oder: «Schlimme Dinge passieren nur Menschen, die es verdient haben.»
Betroffene lernen mit dieser Methode Strategien, mit denen sie hilfreiche Gedanken erschaffen – und entlang derer sie auch ihr Verhalten und ihre Emotionen positiv verändern können.
Diese Therapieform fördere die Problemlösungskompetenz der betroffenen Person und zeige ihr, wie sie künftig selber wirksam ihre Probleme lösen könne, erklärt Psychologin Rahel Bachem.
Wie läuft eine Traumatherapie ab?
Die Therapie läuft in drei Schritten ab. Zu Beginn einer Behandlung geht es darum, eine Beziehung aufzubauen und die betroffene Person bei Bedarf mit professioneller Unterstützung zu stabilisieren. «Hier kommt es ganz darauf an, in welcher Verfassung die traumatisierte Person ist», sagt Traumaexpertin Bachem.
Wenn jemand etwa akute Ängste hat, kaum noch schläft und sein Nervensystem chronisch überreizt ist, könnten auch Medikamente für die Phase der Stabilisierung Sinn machen. Gerade in der ambulanten Psychotherapie kann diese Phase aber oft relativ kurzgehalten werden.
Im nächsten Schritt arbeitet die betroffene Person zusammen mit der Therapeutin oder dem Therapeuten an der Konfrontation ihres Traumas. Je nach Ausmass der Belastung kehren Patientin oder Patient und die behandelnde Person in dieser Phase auch immer wieder zur Stabilisierung zurück, um sicherzustellen, dass die betroffene Person mit ausreichend körperlichen und psychischen Ressourcen ausgestattet ist, um mit der Aufarbeitung des Traumas weiterzufahren.
In einem abschliessenden Schritt lernt die betroffene Person, dem Erlebten mit einer gewissen Akzeptanz entgegenzutreten – im Wissen, dass das Geschehene nicht rückgängig gemacht werden kann.
«Bei der Integration geht es vor allem darum, vorwärts zu schauen und zusammen mit der betroffenen Person neue Lebensperspektiven aufzubauen und sich auf mögliche Rückfallmomente vorzubereiten», sagt Bachem.
Wie lange dauert eine Traumatherapie?
Die Aufarbeitung eines Traumas verläuft bei jeder Person unterschiedlich. Entsprechend sei es schwierig, hier überhaupt eine Aussage treffen zu können, sagt Bachem. Normalerweise seien aber mindestes 15 Sitzungen notwendig – nach oben bleibe die Anzahl der Konsultationen offen.
«Wenn es sich um Kindheitstraumata handelt, ist der Aufarbeitungsprozess in der Regel langwieriger und komplexer als bei Ereignissen im erwachsenen Leben», so Bachem.
Wird die Therapie von der Krankenkasse bezahlt?
Traumafolgestörungen fallen – was die Diagnose angeht – unter die sogenannten psychischen Störungen. Ihre Therapie zahlt die Grundversicherung, sofern eine ärztliche Verordnung vorliegt. Meist umfasst diese 15 bis 30 Sitzungen. Sind danach weitere Sitzungen notwendig, braucht es ein Gutachten einer externen Psychiaterin oder eines externen Psychiaters und eine Kostengutsprache der Krankenkasse.