Lippenherpes – Ursache und Behandlung

Winterzeit ist Herpeszeit. Umso wichtiger ist es, die Lippen gut zu schützen und bei Fieberbläschen rasch zu handeln.

Text: Laurina Waltersperger

Bilder: iStock

9 Min

18.02.2025

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Die kalten Temperaturen des Winters verlangen unserer Haut viel ab, vor allem den Lippen. Kälte, Wind und Heizungsluft machen sie oft rau und spröde. Damit werden sie besonders anfällig für einen Erreger: den Lippenherpes.

Was ist Lippenherpes?

Das Herpes-simplex-Virus (HSV) ist weitverbreitet und kann bei seinen Träger:innen je nach Jahreszeit und Situation immer wieder zur Infektion führen. Der Typ 1 des Herpes-simplex-Virus sorgt meistens für die bekannten Fieberbläschen an den Lippen. Die Bläschen können sich auch weiter im Gesicht ausbreiten; auf den Wangen, am Auge, an den Ohrläppchen und bei Kleinkindern auch an den Fingern.

Etwa 80 Prozent aller Menschen in der Schweiz tragen das HSV-1 in sich. Wer sich einmal mit dem Virus infiziert hat, der trägt dieses sein ganzes Leben lang im Körper. «Die Viren nisten sich ins Nervensystem ein und können dort ein Lebenlang schlafend verweilen», sagt Mirjana Maiwald, Fachärztin für Dermatologie am Hautärzte-Zentrum am Zürisee.

«Die Viren nisten sich ins Nervensystem ein und können dort ein Leben lang schlafend verweilen.»

Mirjana Maiwald, Dermatologin

Bei zahlreichen Träger:innen möchten die Herpesviren jedoch nicht schlummern: Ausgelöst durch verschiedene Faktoren, wachen sie aus dem Schlummerschlaf auf, wandern über die Nervenfasern in die Haut und vermehren sich dort – dadurch entstehen die Bläschen, meist an den Lippen.

Ursachen: Wie entsteht Lippenherpes?

Es gibt eine Reihe von Situationen, die einen Herpes-Ausbruch auslösen können. Dazu zählen:

  • psychische Belastungen wie hoher Stress, Trauer, Angst, Erschöpfung
  • Wintertemperaturen
  • starke Sonneneinstrahlung
  • andere vorhergehende Infektionen
  • hormonelle Veränderungen (vor allem bei Frauen in der Schwangerschaft oder während der Menstruation)
  • ein geschwächtes Immunsystem (krankheitsbedingt oder aufgrund von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken)

Ist Lippenherpes ansteckend?

Herpesviren sind in der akuten Phase ansteckend. «Das Risiko einer Ansteckung ist besonders hoch, wenn sich bei Betroffenen Bläschen bilden, da diese gefüllt mit Herpesviren sind», sagt Dermatologin Mirjana Maiwald. 

Betroffene können die Herpesviren direkt oder indirekt weitergeben: 

  • Direkter Kontakt mit Haut oder Schleimhaut: etwa beim Berühren und Küssen oder beim Oral- und Geschlechtsverkehr. Auf diesem Weg können Herpes-simplex-Viren des Typs 1 vom Mund in den Genitalbereich übertragen werden und dort zu Genitalherpes (Typ 2) führen. Das Gleiche gilt auch andersrum: Herpes-simplex-Viren des Typs 2 können durch Berührungen im Genitalbereich auch auf Mund und Lippen gelangen. 
  • Indirekte Ansteckung: Beim gemeinsamen Benutzen von Besteck, Gläsern oder Handtüchern gelangen die Viren ebenfalls auf die Haut oder Schleimhaut einer anderen Person.

In der akuten Phase eines Herpes-Ausbruchs sollten Sie dringend den Kontakt mit Schwangeren, Säuglingen und Personen mit einer Immunschwäche (z. B. chronisch Kranke) vermeiden. Sie zählen zu den Risikogruppen, bei denen die Herpesviren Komplikationen verursachen können. 

Das Ansteckungsrisiko sinkt ab dem Zeitpunkt, an dem die Bläschen anfangen zu verkrusten. 

Sind die Bläschen vollständig abgeheilt und hat sich die Haut regeneriert, ist das Virus im Normalfall nicht mehr ansteckend.

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Symptome: Wie erkennt man Lippenherpes?

Die Familie der Herpesviren umfasst verschiedene Untertypen. Für die Fieberbläschen an den Lippen ist in der Regel der Herpes-simplex-Virus-Typ 1 verantwortlich. Er führt typischerweise zu folgenden Symptomen: kleine, schmerzhafte Bläschen im Bereich der Lippen und des Mundes, häufig begleitet von Juckreiz, Brennen und Rötungen.

Ein Ausbruch kündigt sich meistens mit einem leichten Brennen im Bereich der Lippen an, mit einem Spannungsgefühl oder Kribbeln. Häufig schwellen auch die Lymphknoten in der Nähe der betroffenen Stelle an und führen zu Schmerzen.

Bricht das Herpesvirus zum ersten Mal aus, kommt es häufig auch zu einer Entzündung der Mundschleimhaut mit Aphtenbildung (Mundfäule). Die Fieberbläschen auf den Lippen treten typischerweise auf, wenn das Virus wiederholt ausbricht.

  • So unterscheiden sich die Symptome bei den Herpesviren

    Ein weiterer Untertyp der Virusfamilie ist der Herpes-simplex-Virus-Typ 2. Er sorgt bei einem Ausbruch in der Regel für Bläschen im Genitalbereich. Auch in diesem Fall zählen Juckreiz, Brennen, Rötungen zu den typischen Symptomen. Die Lymphknoten im Leistenbereich können ebenfalls anschwellen.

    Zur Familie der Herpesviren zählt ebenso das Herpes-zoster-Virus. Auch dieses Virus führt bei einem Ausbruch zur Bläschenbildung – und verursacht den als Gürtelrose bekannten Ausschlag. Dieser befindet sich meistens auf einer Seite des Körpers, am Brustkorb oder auf dem Rücken und ist typischerweise gerötet, streifenförmig ausgebreitet, mit gruppierten Bläschen versehen.  

    Bei der Gürtelrose kommt es oft auch zu Brennen und Schmerzen. Diese Empfindungen fallen unterschiedlich intensiv aus. Häufig kommen kurze Fieberausbrüche und Unwohlsein hinzu.   

  • Kann es Komplikationen geben?

    Normalerweise ist Lippenherpes harmlos und heilt auch von allein wieder ab. Dennoch ist es wichtig, ein paar Regeln zu befolgen, damit keine Komplikationen entstehen:

    • Kein Augenkontakt: Reiben Sie nicht in den Augen. Gelangen Herpesviren über Speicheltröpfchen auf den Fingern in die Augen, können sie im schlimmsten Fall die Hornhaut schädigen. Falls Sie Kontaktlinsen tragen, weichen Sie während eines Ausbruchs mit Lippenherpes lieber auf Ihre Brille aus.
    • Risikogruppen meiden: Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können Herpesviren gefährlich sein. Zur Risikogruppe zählen kranke Menschen (z. B. Krebspatient:innen), immunsupprimierte Patient:innen, nachdem sie ein Spenderorgan erhalten haben, Säuglinge, Schwangere oder Menschen mit einer gestörten Hautbarriere wie Neurodermitis.

    Zu den möglichen Folgen für diese Menschen zählen:

    • Augenentzündung: Gelangen die Herpesviren ins Auge, können sie dort die Hornhaut entzünden und diese in seltenen Fällen beschädigen (Keratitis).
    • Herpesbefall auf dem ganzen Körper: Bei Menschen mit Neurodermitis können sich Herpesviren rasch auf alle mit dem Ekzem befallenen Körperstellen ausbreiten (Eczema herpeticatum). 
    • Gehirnentzündung: In sehr seltenen Fällen können Herpesviren ins Gehirn gelangen und dort für eine Entzündung sorgen (Enzephalitis).
  • Wann sollten Sie zum Arzt gehen?

    Obschon die Herpesviren in der Regel harmlos sind, ist es unter bestimmten Umständen notwendig, ärztlichen Rat aufzusuchen. In diesen Situationen sollten Sie handeln: 

    • Der Infekt tritt zum ersten Mal auf und fällt stark aus.
    • Der Mund ist stark betroffen, oft in Form einer Mundfäule (häufig bei Kindern), oder wenn Sprechen, Essen, Schlucken Probleme verursachen.
    • Die Herpesinfektion heilt nicht ab oder ist stärker als gewöhnlich. Die Infektion ist ausgedehnt und befällt ungewöhnliche Stellen des Körpers.
    • Die Fieberbläschen sind in der Nähe der Augen oder breiten sich stark aus.
    • Bei Symptomen wie Fieber und Schüttelfrost.
    • Bei anhaltendem Unwohlsein oder wenn Sie unsicher sind, ob es sich um einen Herpes handelt.
    • Bei Neurodermitis ist die Haut bereits geschädigt und anfälliger für einen Herpesinfekt. Das Virus kann sich in diesem Fall rasch auf dem ganzen Körper ausbreiten.
    • Wenn Säuglinge oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem betroffen sind.

Behandlung: Was hilft gegen Lippenherpes?

«Wenn Sie Lippenherpes erfolgreich behandeln möchten, sollten Sie beim ersten Anzeichen eines Ausbruchs handeln», sagt Dermatologin Mirjana Maiwald. Als erste und wichtigste Massnahme gelte es, die betroffenen Stellen auszutrocknen.

Die Fachärztin empfiehlt Zinkpaste, um die Bläschen möglichst rasch auszutrocknen und so die Heilung zu unterstützen. Solche Pasten gibt es in der Apotheke.

«Wenn Sie Lippenherpes erfolgreich behandeln möchten, sollten Sie beim ersten Anzeichen eines Ausbruchs handeln.»

Mirjana Maiwald, Dermatologin

Auch Herpespflaster können helfen, die betroffenen Stellen zu schützen und eine Übertragung zu vermeiden. Wichtig: Waschen Sie Ihre Hände vor dem Anbringen des Pflasters und nach dem Abziehen gründlich mit Seife.

Wer regelmässig an Lippenherpes leidet, dem empfiehlt die Dermatologin antivirale Tabletten zum Einnehmen: «Diese Medikamente sind dann sinnvoll, wenn es oft zu Ausbrüchen kommt. Bei seltenen Infektionen sind sie hingegen nicht notwendig», sagt Maiwald. Die Tabletten sind rezeptpflichtig.

In der Apotheke sind auch antivirale Gels und Cremes erhältlich. Von diesen rät Dermatologin Maiwald jedoch ab: «Lokale Salben wirken weit weniger gut als Tabletten. Betroffene müssen diese deshalb mindestens sechs Mal am Tag auftragen.» Oft sei dies im Alltag schwierig. Hinzu kommt: Wer sich die Hände nicht gründlich vor und nach dem Auftragen wäscht und desinfiziert, läuft Gefahr, die Viren auf dem Körper zu verteilen.

  • Verlauf: Wie lange dauert eine Herpesinfektion?

    In der Regel heilt ein Herpes-Ausbruch innerhalb von einer Woche von allein ab. Bei schweren Infektionen kann es in seltenen Fällen bis zu drei Wochen dauern, bis diese kuriert ist.

  • Gibt es Hausmittel gegen Fieberblasen?

    Tatsächlich gibt es weit weniger Hausmittel, welche die Heilung bei einer Herpesinfektion unterstützen, als oft angenommen und propagiert wird. Das sagen Fachpersonen. Es helfe:

    • Kalte Schwarztee-Umschläge: Legen Sie ein Tuch mit gekühltem Schwarztee (keine Teebeutel!) auf die betroffenen Stellen. Reiben Sie nicht. Die Inhaltsstoffe des Schwarztees helfen, die Herpesbläschen auszutrocknen.
    • Milde Nahrung: Vermeiden Sie saure und scharfe Lebensmittel, da sie die offenen Stellen an Lippen und Mund reizen.  

Prävention: Wie kann ich Ausbrüche vorbeugen?

Herpesviren brechen in bestimmten Situationen aus. Wer die Auslöser kennt, kann diesen mit einfachen Massnahmen entgegenwirken und so das Risiko für weitere Ausbrüche reduzieren.

Für die richtige Vorbeugung sind diese Faktoren zentral:

  • Lippenschutz: Ihre Lippen mögen keine Extremsituationen. Pflegen Sie Ihre Lippen daher im Winter, damit sie nicht spröde werden. Und vermeiden Sie intensives Sonnenbaden. Schützen Sie Ihre Lippen mit Sunblockern mit hohem Lichtschutzfaktor 50+.
  • Starke Immunabwehr: Herpesviren schlagen besonders gerne zu, wenn unser Immunsystem geschwächt ist. Investieren Sie deshalb in eine gute Immunabwehr. Ernähren Sie sich ausgewogen, schlafen Sie genug, verzichten Sie auf Tabak oder Alkohol und bewegen Sie sich regelmässig.
  • Vitamine und Spurenelemente: Besonders im Winter helfen auch Vitamin-C- und Zinkpräparate, das Immunsystem zu stärken und so Herpes-Ausbrüchen vorzubeugen.
  • Stressmanagement: Reduzieren Sie Stress – auch er macht uns anfällig für Herpesinfektionen. Identifizieren Sie Stressherde in Ihrem Leben, schaffen Sie mehr Raum für Pausen und gehen Sie öfters in die Natur spazieren. Allein das hilft bereits, um Stress zu reduzieren. Weitere Massnahmen wie Achtsamkeit, Yoga, Meditation verbessern ebenfalls Ihren Umgang mit Stress.

Ist Lippenherpes in der Schwangerschaft gefährlich?

Wenn Herpesviren bei schwangeren Frauen zu einem wiederholten Ausbruch mit Fieberbläschen führen, besteht grundsätzlich kein Anlass zur Sorge. «Schwangere Frauen, die zuvor schon mehrere Herpes-Ausbrüche erlebt haben, besitzen in der Regel Antikörper, um eine Übertragung auf das ungeborene Baby zu verhindern», sagt Dermatologin Mirjana Maiwald.

Vorsicht ist hingegen dann geboten, wenn es bei einer Frau während der Schwangerschaft zum Erstausbruch mit den Herpesviren kommt. «Dann kann es in sehr seltenen Fällen sein, dass die Viren die Plazenta passieren und auch den Embryo infizieren», sagt Maiwald. Besonders kritisch sei ein solcher Ausbruch in den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft – wenn sich die Organe des Fötus ausbilden. «Dann kann es zu Organstörungen und neurologischen Schäden kommen», so die Expertin.

Auch der Genitalherpes kann in der Schwangerschaft problematisch sein. Und zwar dann, wenn eine Frau bei der Geburt einen Herpesbefall im Genitalbereich hat. In solchen Fällen entscheiden sich Ärzt:innen oft für einen Kaiserschnitt, um eine lokale Ansteckung des Babys während einer natürlichen Geburt zu vermeiden.

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