Morbus Crohn: Symptome und Behandlung

Schübe mit Bauchkrämpfen und Durchfall bestimmen das Leben der Betroffenen. Aber: Obwohl Morbus Crohn unheilbar ist, lässt er sich meist in den Griff bekommen.

Text: Katharina Rilling

Bilder: iStock

6 Min

14.02.2025

Es ist ein Kreislauf aus Bauchkrämpfen, blutigem Durchfall, Schwäche und Fieber: Morbus Crohn nimmt weltweit zu und ist für viele Menschen lebenslanger Begleiter wider Willen.

Denn: Die chronische Darmerkrankung gilt als unheilbar. Die Ursachen? Unbekannt. Mit einer gesunden Lebensweise und ärztlicher Begleitung können die meisten Betroffenen dennoch ein erfülltes Leben führen.

Was ist Morbus Crohn?

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die jeden Abschnitt des Verdauungstrakts betreffen kann – vom Mund bis zum After. Am häufigsten tritt die Entzündung aber in dem Bereich auf, in dem der Dünn- in den Dickdarm übergeht. Typisch sind wiederkehrende Schübe aus Bauchschmerzen, Durchfall, Müdigkeit und Fieber, aber auch symptomfreie Zeiten, sogenannte Remissionen. Die Entzündungsherde entwickeln sich in der Regel an mehreren Stellen im Darm. Gesunde und entzündete Abschnitte wechseln sich dort ab.

Video: Ärztin erklärt Morbus Crohn

Unterschiede zu Colitis ulcerosa

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die häufigsten Vertreter chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen. Sie lösen ähnliche Beschwerden aus wie Durchfall oder Bauchschmerzen, unterscheiden sich jedoch in einigen Punkten. Während Morbus Crohn den gesamten Verdauungstrakt betreffen kann, beschränkt sich Colitis ulcerosa auf den Dickdarm. Bei Morbus Crohn kann die Entzündung zudem alle Schichten der Darmwand betreffen. Colitis ulcerosa dagegen entzündet nur die oberste Schleimhautschicht, was häufig Geschwüre und blutig-schleimige Durchfälle verursacht. Zudem verläuft Colitis ulcerosa oft gleichmässiger, der Darm ist nicht von verstreuten Entzündungsherden betroffen.

Ist nur der Dickdarm entzündet, können laut Kantonsspital Zürich selbst erfahrene Ärztinnen und Ärzte den Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa nicht immer leicht voneinander unterscheiden. Manchmal muss für die Diagnose erst der Verlauf der Krankheit abgewartet werden, manchmal hilft selbst das nicht.

Häufigkeit, Geschlecht und Alter: Wen betrifft Morbus Crohn?

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind hierzulande relativ häufig. Laut Unispital Zürich leidet einer von 350 Menschen daran. Hochgerechnet seien also mehr als 25 000 betroffen. Dabei scheint das Geschlecht keine Rolle zu spielen. Und das Alter? Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung kann zu jeder Lebenszeit auftreten. Meist schlägt sie aber erstmals zwischen dem 15. und 34. Lebensjahr zu.

Ursachen: Wie entsteht Morbus Crohn?

Morbus Crohn stellt Medizinerinnen und Mediziner vor ein Rätsel: Die Ursache der Krankheit ist unbekannt. Allerdings steht fest, dass Morbus Crohn nicht ansteckend ist. Vermutet wird eine Kombination verschiedener Faktoren, darunter die Gene sowie verschiedene Umweltfaktoren.

Risikofaktoren

Einige Risikofaktoren könnten die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Morbus Crohn zu erkranken, oder eine bereits ausgebrochene Erkrankung verschlechtern. 

  • So spielt die genetische Veranlagung wahrscheinlich eine Rolle: Die Krankheit kommt in einigen Familien gehäuft vor. 
  • Auch Umweltfaktoren, die in unserem westlichen Lebensstil auftreten, sollen das Risiko erhöhen. Das legt die Häufung der Erkrankung in der westlichen Welt in den letzten fünfzig Jahren und immer mehr in China oder Indonesien nahe. 
  • Neueste Forschungen deuten laut Unispital Zürich zudem darauf hin, dass eine gestörte Darmflora mit Morbus Crohn in Verbindung stehen könnte. 
  • Vermutlich funktioniert bei Morbus Crohn auch die Barriere der Darmschleimhaut nicht richtig, die dafür sorgt, dass keine Bakterien aus dem Darm in die Darmwand eindringen können. Gelingt ihnen dies doch, folgen heftige Immunreaktionen in der Darmwand. Denn der Organismus stuft laut Kantonsspital Zürich die Bakterien als gefährlich ein, selbst wenn sie es im Grunde nicht sind. Weil der Körper zur Gefahrenabwehr verschiedene Entzündungszellen aktiviert, entsteht die Darmentzündung. 
  • Ebenso könnte eine Behandlung mit Antibiotika in der Jugend in Zusammenhang mit der Darmerkrankung stehen.
  • Zudem gilt Rauchen als Risikofaktor und kann den Verlauf der Krankheit verschlechtern. 
  • Auch seelische Belastungen wie chronischer Stress oder Konflikte sollen den Verlauf (ist die Krankheit einmal ausgebrochen) negativ beeinflussen.  
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Symptome

Die Symptome von Morbus Crohn können unterschiedlich sein und hängen davon ab, welche Teile des Verdauungstrakts betroffen sind. Häufige Beschwerden sind:

  • Bauchschmerzen: Oft treten sie im rechten Unterbauch auf und können krampfartig sein.
  • Chronischer Durchfall: Manchmal enthält er Blut oder Schleim. 
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen: Durch den Durchfall verliert der Körper Gewicht, selbst bei ausreichender Ernährung. Auch Blutarmut kommt wegen des Eisenmangels und Mangels an Vitamin B12 vor. 
  • Müdigkeit und Erschöpfung: Entzündungen belasten den gesamten Körper.
  • Krankheitsgefühl
  • Fieber

Komplikationen

Bei schweren Verläufen können Komplikationen auftreten, wie Fisteln, Abszesse oder Darmverengungen, die zu einem Darmverschluss führen können. Zudem sind Beschwerden ausserhalb des Darms möglich, wie Gelenkschmerzen, Hautveränderungen, Augenentzündungen, Nierensteine oder Leberentzündungen.

Prävention: Kann ich Morbus Crohn vorbeugen?

Da die Ursachen von Morbus Crohn nicht geklärt sind, gibt es keine direkte Möglichkeit, vorzubeugen. Eine gesunde Lebensweise – mit einer ausgewogenen Ernährung, dem Verzicht auf Rauchen und der Reduktion von Stress – kann dazu beitragen, das Risiko für Schübe zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern. Wer Symptome wie anhaltenden Durchfall, Bauchschmerzen oder Gewichtsverlust bemerkt, sollte schnell ärztlichen Rat aufsuchen. Ein frühzeitig entdeckter Morbus Crohn lässt sich besser behandeln, und das Risiko für gesundheitliche Folgen und Komplikationen sinkt.

Früherkennung und Kontrolle wegen Darmkrebs

Bei Morbus Crohn spielt die Früherkennung und regelmässige Kontrolle eine wichtige Rolle, weil Betroffene ein erhöhtes Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken.

Diagnose von Morbus Crohn

Die Krankheit wird aufgrund der Symptome und mit verschiedenen Untersuchungen diagnostiziert, etwa der Darmspiegelung, Kapselendoskopie, Darmröntgenuntersuchung, Stuhlproben zum Nachweis von Bakterien und Ausschluss anderer Erkrankungen und Blutuntersuchungen zum Nachweis von Entzündungsvorgängen und Blutverlust (Anämie).

Behandlung von Morbus Crohn

Morbus Crohn wird medikamentös behandelt mit Präparaten, die Entzündungen bremsen und das Immunsystem hemmen. Bei Darmdurchbrüchen, Darmverschluss, Abszessen oder Fistelbildungen werden auch operative Eingriffe nötig. Da die Krankheit die Psyche belastet und Betroffene lernen müssen, mit Morbus Crohn zu leben, können Psychotherapie und Gesprächsgruppen helfen, die Lebensqualität zu verbessern.

Kommt es zu einem akuten Schub mit Fieber, sind Bettruhe und viel Trinken wichtig. Um Nährstoffmangel zu verhindern, können Eisenpräparate und Vitamine zugeführt werden.

Eine angepasste Ernährung spielt in der Behandlung in jedem Fall eine wichtige Rolle, um die Verdauung zu entlasten und Nährstoffmangel vorzubeugen.

Richtige Ernährung ist entscheidend

Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei Morbus Crohn und muss auf die jeweiligen Phasen der Erkrankung abgestimmt werden. 

  • In der Akutphase, wenn die Entzündungen besonders stark sind, sollte die Nahrung leicht verdaulich sein. Häufig werden Schonkost oder pürierte Speisen empfohlen. Lebensmittel, die den Darm reizen könnten – stark gewürzte, verarbeitete, zuckerhaltige, fettige oder ballaststoffreiche Speisen – sind tabu. Manchmal ist eine künstliche Ernährung über die Sonde nötig. Wenn der Schub abgeklungen ist, sollte schrittweise zu einer normalen Kost übergegangen werden. 
  • Nach dem Schub ist eine ausgewogene Ernährung wichtig, um den Körper mit Nährstoffen zu versorgen: anfangs mit Kohlenhydraten, später mit Eiweiss und gesunden Fetten. Zu empfehlen sind fettarme Milchprodukte und mageres Fleisch, Vollkornbrot, Kartoffeln, Nudeln und gut verträgliche Gemüsesorten wie Karotten, Tomaten oder Fenchel. Auch Obst und Salate können langsam in den Speiseplan integriert werden.

Was gut vertragen wird, variiert von Person zu Person. Tipp: Erarbeiten Sie mit einer professionellen Ernährungsberatung Ihren persönlichen Speiseplan. 

Prognose: Wie ist der Krankheitsverlauf?

Der Verlauf von Morbus Crohn ist individuell sehr unterschiedlich, allerdings nicht heilbar.Ziel der Behandlungen ist es, die Schübe zu reduzieren und die Entzündungen zu kontrollieren. Trotz der Erkrankung ist die Lebenserwartung in der Regel normal, wenn die Krankheit gut behandelt wird und Komplikationen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Dank Medikamenten in Kombination mit einer angepassten Lebensweise mit einer gesunden Ernährung und weniger Stress können die meisten Betroffenen trotz ihres unliebsamen Begleiters ein erfülltes Leben führen.

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