Ernährung für einen gesunden Muskelaufbau

Gut definierte Muskeln beginnen nicht nur im Fitnessstudio, sondern auch am Esstisch. Denn die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für den Muskelaufbau.

Text: Anna Miller

Bilder: iStock

6 Min

24.01.2025

Während die einen im Fitnessstudio an den Geräten schwitzen und sichtbare Erfolge erzielen, fragen sich andere, warum ihre Beine oder der Bizeps trotz harter Arbeit nicht so stählern werden wie erhofft. Dabei liegt die Antwort oft nicht im Training selbst, sondern in der Ernährung – dem Fundament für einen effektiven Muskelaufbau.

Wie wichtig ist die Ernährung beim Muskelaufbau?

Die Ernährung ist ein grosser Schlüssel zum Muskelaufbau. Sie liefert dem Körper die nötigen Bausteine für die Reparatur und das Wachstum von Muskelgewebe. Proteine, Kohlenhydrate und Fette müssen in den richtigen Mengen und aus den richtigen Quellen aufgenommen werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Studien zeigen, dass ohne eine durchdachte Ernährungsplanung selbst intensives Training kaum Fortschritte bringt. «Natürlich hat das Training selbst den grössten Stellenwert», sagt Ernährungsberaterin Céline Matter. Ohne einen genügend hohen Trainingsreiz könne man essen, was man wolle – der Muskel braucht einen Anreiz, um sich anzupassen. «Der Anreiz alleine verpufft aber, wenn ich dem Muskel keinen Baustoff zur Verfügung stelle.»

Wer gezielt Muskeln aufbauen will, sollte deshalb mindestens genauso viel Wert auf die Ernährung legen wie auf den Trainingsplan.

Welche Lebensmittel sind am besten für den Muskelaufbau?

  • Kohlenhydrate

    Kohlenhydrate sind die wichtigste Energiequelle, besonders für intensive Trainingseinheiten. Sie füllen die Glykogenspeicher in den Muskeln und sorgen für Power. Vollkornprodukte wie Haferflocken, Quinoa oder Süsskartoffeln liefern langanhaltende Energie und wichtige Nährstoffe. Auch Obst, insbesondere Bananen, ist eine schnelle Quelle für Kohlenhydrate und Vitamine.

  • Fette

    Gesunde Fette sind essenziell für den Hormonhaushalt, der den Muskelaufbau stark beeinflusst. Avocados, Olivenöl, Nüsse und Samen bieten hochwertige ungesättigte Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren aus Fisch wie Lachs oder pflanzlichen Quellen wie Leinsamen fördern zusätzlich die Regeneration der Muskulatur.

  • Proteine

    Proteine sind die Bausteine der Muskulatur. Magere Fleischsorten wie Hähnchen oder Pute, Fisch, Eier und Milchprodukte sind reich an hochwertigem Eiweiss. Pflanzliche Alternativen wie Tofu, Linsen und Kichererbsen eignen sich ebenfalls hervorragend. Allerdings kann eine übermässige Proteinzufuhr, speziell in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, die Nieren belasten. Experten empfehlen eine tägliche Proteinzufuhr von 1,3 bis 1,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, verteilt auf mehrere Mahlzeiten.

«Der Muskelaufbau und -abbau findet den ganzen Tag über statt.»

Céline Matter, Ernährungsberaterin

Ernährung in den Trainingsphasen

Reinspachteln und dann entstehen automatisch definierte Muskeln? So einfach ist es nicht. Je nach Ziel – Aufbau oder Definition – gelten unterschiedliche Ernährungsweisen. Was also in der Massephase und was in der Definitionsphase essen?

  • Was sollte man in der Massephase essen?

    In der Massephase ist ein Kalorienüberschuss entscheidend, um dem Körper genug Energie für das Muskelwachstum zu geben. Der Fokus liegt auf komplexen Kohlenhydraten, Proteinen und gesunden Fetten. Mahlzeiten wie Vollkornreis mit Hähnchen oder Haferflocken mit Nüssen sind perfekte Beispiele. Die Qualität der Lebensmittel sollte im Vordergrund stehen, um Muskelmasse statt Fett aufzubauen.

    Unkontrollierter Kalorienüberschuss hingegen birgt die Gefahr, dass statt Muskelmasse vor allem Fett aufgebaut wird. Wichtig dabei: Die Proteinzufuhr sollte idealerweise über den Tag verteilt stattfinden. «Der Muskelaufbau und -abbau findet den ganzen Tag über statt», sagt Ernährungsberaterin Matter. «Führt man dem Körper also beispielsweise bloss einmal am Tag 120 Gramm an Proteinen zu, baut der Körper weniger Muskelmasse auf, als wenn die gleiche Menge auf mehrere Mahlzeiten verteilt wird.»

  • Ernährung in der Definitionsphase

    In der Definitionsphase wird der Kalorienverbrauch leicht reduziert, um Körperfett abzubauen und die Muskeln sichtbar zu machen. Proteine bleiben dabei der wichtigste Nährstoff, während der Anteil an Kohlenhydraten gesenkt wird. Gerichte wie gegrillter Fisch mit Gemüse oder Salate mit Putenstreifen eignen sich ideal. Gleichzeitig ist es wichtig, den Körper nicht in ein zu starkes Kaloriendefizit zu bringen, um Muskelabbau zu vermeiden.

Diät und Muskelaufbau schliessen sich aus

Muskelaufbau und Abnehmen erfordern unterschiedliche Kalorienbilanzen: Während Muskelaufbau einen Kalorienüberschuss benötigt, verlangt Abnehmen ein Defizit. Dennoch lässt sich Körperfett reduzieren, während die Muskelmasse erhalten bleibt. «Beides gleichzeitig anzustreben, ist nicht völlig ausgeschlossen», sagt Expertin Matter. «In den meisten Fällen ist es einfacher, sich auf eines von beidem zu konzentrieren.» Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Eiweiss hilft, dieses Ziel zu erreichen.

Kalorienbedarf berechnen

Um die Ernährung effektiv zu gestalten, ist es wichtig, den individuellen Kalorienbedarf zu kennen. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Gewicht und Aktivitätslevel spielen dabei eine Rolle. Online-Rechner oder die Beratung durch Ernährungsexperten können hier weiterhelfen. Wer seine Kalorienbilanz versteht, kann gezielt planen und nachhaltige Fortschritte erzielen.

Ernährungsplan für den Muskelaufbau

Kohlenhydrate, Fette, Proteine: Die drei Bausteine sind essenziell für den gesunden Muskelaufbau. Doch gibt es geschlechterspezifische Unterschiede? Worauf müssen Frauen achten, worauf Männer?

  • Optimale Ernährung für Frauen beim Muskelaufbau

    Frauen sollten auf eine proteinreiche Ernährung mit hochwertigen Eiweissquellen setzen. Lachs, Eier, griechischer Joghurt und pflanzliche Alternativen wie Hülsenfrüchte bieten die nötigen Bausteine. Auch gesunde Kohlenhydrate wie Quinoa und Vollkornprodukte spielen eine wichtige Rolle.

  • Optimale Ernährung für Männer beim Muskelaufbau

    Männer benötigen oft mehr Kalorien und Proteine, um Muskelmasse aufzubauen. Magere Fleischsorten, kombiniert mit Süsskartoffeln oder Haferflocken, liefern Energie und Proteine. Ergänzend sind Nüsse und Samen wertvolle Snacks für zwischendurch.

  • Kann man mit vegetarischer Ernährung Muskeln aufbauen?

    Absolut. Entscheidend ist eine ausreichende Vielfalt an pflanzlichen Proteinquellen wie Tofu, Seitan, Linsen und Kichererbsen. Ergänzend können pflanzliche Proteinpulver genutzt werden, um den Bedarf zu decken.

    Denn: «Es braucht bei pflanzlichen Proteinen grössere Mengen und ein bisschen mehr Planung», sagt Ernährungsberaterin Matter. Eine ausgewogene Kombination – also nicht bloss eine, sondern mehrere Quellen an pflanzlichen Proteinen – sichert die Versorgung mit allen essenziellen Aminosäuren.

Braucht man Supplemente für den Muskelaufbau?

Die meisten Menschen können ihren Nährstoffbedarf durch eine ausgewogene Ernährung decken. Supplemente wie Whey-Protein oder Kreatin können jedoch hilfreich sein, wenn der Bedarf schwer über die Nahrung zu erreichen ist.

Vorsicht ist bei minderwertigen Produkten geboten: Einige Nahrungsergänzungsmittel können gesundheitsschädliche Stoffe enthalten.

Was soll man vor dem Krafttraining essen?

Die letzte Mahlzeit vor dem Training sollte etwa zwei Stunden vorher eingenommen werden und aus Kohlenhydraten und Proteinen bestehen. Ein Vollkornbrot mit Hüttenkäse oder eine Banane mit Erdnussbutter liefern Energie und Nährstoffe für ein effektives Work-out.

Richtig essen nach dem Training

Nach dem Training liegt der Fokus auf Proteinen und einer kleinen Menge an Kohlenhydraten, um die Glykogenspeicher wieder aufzufüllen. Ein Proteinshake oder ein Rührei mit Gemüse eignet sich perfekt, um die Regeneration zu unterstützen.

Übertraining vermeiden – Verletzungsrisiko senken

Wichtig ist jedoch, dass selbst die beste Ernährung keine Überlastung durch zu intensives Training ausgleichen kann. Übertraining kann zu Erschöpfung, erhöhtem Verletzungsrisiko und einem Rückgang der Leistungsfähigkeit führen. Regelmässige Ruhephasen und ausreichend Schlaf sind deshalb essenziell, damit sich die Muskeln regenerieren und wachsen können.

Doch mit ein bisschen Vorsicht und der richtigen Ernährung legen Sie den Grundstein für einen effektiven Muskelaufbau. Qualität, Planung und Anpassung an Ihre Ziele sind dabei entscheidend. Ihr Körper wird es Ihnen danken – nicht nur im Fitnessstudio.