Immunsystem stärken: Tipps und Hausmittel

Wer sich von Infekt zu Infekt schleppt, hat ein geschwächtes Immunsystem. Warum eine starke Abwehr entscheidend ist und wie Sie diese stärken können.

Text: Stefan Schweiger & Katharina Rilling

Bilder: iStock

5 Min

25.02.2025

Schniefen, Husten, Heiserkeit: Während manche Menschen ihren Infekt schnell überstehen, scheinen sich andere von Krankheit zu Krankheit zu hangeln – und gar nicht mehr richtig gesund zu werden. Besonders in den kalten Monaten. Doch Viren und Bakterien lauern überall. Genau deshalb ist es so wichtig, seine Abwehrkräfte zu stärken. Ein gut funktionierendes Immunsystem ist der Schlüssel, um Infekte abzuwehren, schneller gesund zu werden und dauerhaft fit zu bleiben.

Wie funktioniert das Immunsystem?

Das Immunsystem schützt unseren Körper vor Eindringlingen wie Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten. Es verhindert, dass diese tiefer in den Körper gelangen und Krankheiten auslösen. Das Immunsystem ist aber keine feste Barriere wie eine Mauer, sondern ein flexibles Netzwerk aus Zellen, Geweben und Organen. Überall im Körper stehen Abwehrzellen bereit, um sofort zu reagieren. Einige erkennen und markieren Krankheitserreger, andere setzen Signalstoffe frei, die weitere Abwehrzellen an den Ort des Geschehens rufen. Gemeinsam kämpfen sie gegen die Eindringlinge und halten uns gesund.

 

Was schwächt das Immunsystem?

Die Ursache für ein schlechtes Immunsystem kann eine Grunderkrankung sein wie Diabetes mellitus, eine Niereninsuffizienz oder HIV. Meist aber ist ein ungesunder Lebensstil daran beteiligt, dass unsere Abwehrkräfte geschwächt sind. Dazu gehört ein Mangel an Schlaf, Nährstoffen und Bewegung. Ein wichtiger Faktor ist auch Dauerstress. Er sorgt dafür, dass wir schneller krank werden.

  • Stress ist schlecht fürs Immunsystem

    Bei Stress klinkt sich das Immunsystem ein, um den Körper auf Schadensbegrenzung vorzubereiten: Weisse Blutkörperchen werden dann schneller an den Ort der «Gefahr» mobilisiert und die Produktion von Immunzellen angekurbelt.

    Kurzfristig ist dies sinnvoll, auf Dauer aber zwingt Stress das Immunsystem in die Knie. Denn: Die Ausschüttung von Stresshormonen wirkt sich direkt auf das Immunsystem aus. Dadurch verlieren die Immunzellen die Fähigkeit, sich zu vermehren, um Krankheitserreger abzutöten. Auch die Menge an Antikörpern im Speichel verringert sich.

    Das Ergebnis: Wer permanent unter Stress steht, wird auf Dauer leichter krank und langsamer wieder gesund. «Lang andauernder Stress kann sogar zu chronischen Veränderungen des Immunsystems führen, und entsprechend gehen viele stressassoziierte Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen mit erhöhten Entzündungswerten im Blut einher», sagt Privatdozent Dr. Flurin Cathomas, Oberarzt und Forscher an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.

    Er veröffentlichte mit Kollegen eine Studie im renommierten Magazin Nature, in der er nachwies, wie chronischer Stress neben dem Immunsystem auf Dauer auch das Gehirn verändert.  

  • Das Alter: Senioren und Kinder eher betroffen

    Während sich die Körperabwehr bei Kindern erst aufbauen muss, geht die Wehrhaftigkeit im höheren Alter wieder zurück. Dann bildet der Körper weniger Immunzellen, wodurch sich Immunreaktionen verlangsamen. Aus diesen Gründen leiden Kinder und ältere Menschen häufiger und stärker unter Infekten. Umso wichtiger sind für beide Gruppen die jeweils empfohlenen Schutzimpfungen.

  • Zu intensiver Sport

    Regelmässige Bewegung stärkt das Immunsystem – aber zu viel Sport kann den gegenteiligen Effekt haben. Bei intensiven oder sehr langen Trainingseinheiten wird der Körper stark belastet, was das Immunsystem vorübergehend schwächt. In dieser sogenannten «Open-Window-Phase», die bis zu 72 Stunden nach dem Training anhalten kann, sind wir anfälliger für Infekte. Das liegt daran, dass der Körper seine Energie auf die Regeneration der Muskeln konzentriert und weniger Kapazitäten für die Abwehr von Krankheitserregern hat. Daher sind Erholungsphasen enorm wichtig.

  • Rauchen und Alkohol

    Gerade in der Weihnachtszeit und an Silvester wird viel gefeiert. Doch Alkohol und Zigaretten belasten das Immunsystem, reduzieren die Anzahl aktiver Abwehrzellen und machen den Körper anfälliger für Infekte.

Anzeichen: Wie merke ich, ob ich ein schlechtes Immunsystem habe?

Wer sich dauerhaft müde und abgeschlagen fühlt oder besonders anfällig für Infekte oder Entzündungen ist, hat wahrscheinlich ein schwaches Immunsystem. Genauso kann die Wundheilung gestört sein. Und wenn es lange dauert, bis man sich von einer Krankheit erholt, ist dies ebenso ein Hinweis auf eine geschwächte Körperabwehr.

Hausmittel & Co.: Was stärkt das Immunsystem?

Wer sich dauerhaft müde und abgeschlagen fühlt oder besonders anfällig für Infekte oder Entzündungen ist, hat wahrscheinlich ein schwaches Immunsystem. Genauso kann die Wundheilung gestört sein. Und wenn es lange dauert, bis man sich von einer Krankheit erholt, ist dies ebenso ein Hinweis auf eine geschwächte Körperabwehr.

  • Bewegung und Licht

    Sonnenlicht fördert die Vitamin-D-Produktion, die essenziell für ein starkes Immunsystem ist. Tägliche Bewegung an der frischen Luft stärkt ausserdem die Lungen, das Herz-Kreislauf-System und regt die Durchblutung an, sodass Sauerstoff und Nährstoffe schneller zu den Immunzellen transportiert werden.

    Übrigens: Trockene, stickige Raumluft kann die Schleimhäute austrocknen, die unsere erste Abwehrbarriere gegen Keime sind. Frische Luft hingegen sorgt dafür, dass die Schleimhäute feucht bleiben und Krankheitserreger besser abwehren können.

  • Entspannung und Schlaf

    Stress ist Gift für unsere Gesundheit. Probieren Sie das 5-Punkte-Programm für ein ausgeruhtes Immunsystem aus:

    Stress managen

    Komplett wird sich Stress im Alltag nie vermeiden lassen. Er lässt sich aber anders organisieren. Berufliche und private Verpflichtungen strikt zu trennen, ist ein erster Schritt. Prioritäten zu setzen und einzuhalten, etwa mithilfe von Listen, der nächste.

    Positive Erlebnisse schaffen

    Abzuschalten muss nicht heissen, untätig auf dem Sofa zu fläzen. Im Gegenteil: Frische Luft tut gut, besonders in der Natur. Ein idealer Ort zum Durchatmen ist der Wald. Vielleicht macht es Ihnen aber mehr Spass, neue Museen zu entdecken oder mit Freunden fein essen zu gehen. Hauptsache, Sie planen nicht nur, sondern ziehen es auch durch!

    Entspannungstechniken ausprobieren

    Ob Atemmeditation, autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelentspannung: Mit ein bisschen Übung gelingt es immer besser, den Blutdruck zu senken und die Gedanken zu entschleunigen. Die Devise heisst: ausprobieren und Passendes regelmässig in den Alltag einbauen. Mit dem Partner, in einem Kurs oder unterstützt von einer App.

    Pausen einlegen

    Mit Muskeln ist es wie mit dem Gehirn: Wer dauerhaft Leistung bringen will, muss sich zwischendurch erholen. Heisst: Ich-Zeiten einlegen. Das können Rituale wie eine Tasse Tee am Abend, das bewusste Hören eines Lieblingssongs oder eine Atemübung sein. Viele kurze Pausen wirken übrigens besser als eine lange.

    Gute Nacht

    Während wir schlafen, ist der Körper nicht untätig. Er nutzt die Ruhe und kurbelt Reparaturprozesse an. Die T-Zellen des Immunsystems werden dann besonders aktiv. Wie viel Schlaf genug ist? Das ist individuell unterschiedlich, im Durchschnitt sollten es zwischen sieben und acht Stunden sein.

  • Ernährung

    Bei der Ernährung kommt es nicht auf den einen Nährstoff an, etwa Vitamin C, der das Immunsystem boostet. Stattdessen ist ein ausgewogener und bunter Mix wichtig. Nehmen Sie «bunt» wörtlich: Wer beim Einkaufen darauf achtet, dass Obst und Gemüse mit unterschiedlichen Farben von Grün über Gelb bis hin zu Rot im Einkaufswagen landen, hat gute Aussichten, die passende Mischung aus Vitaminen, Mineralien und pflanzlichen Eiweissen zu erwischen.

    Übrigens: Es wird ein direkter Zusammenhang zwischen einem gesunden Darm und einem gesunden Immunsystem vermutet, da sich ein Grossteil der Antikörper produzierenden Zellen im Darm befindet.

  • Trinken

    Wenn durch das Heizen im Winter Schleimhäute austrocknen, haben Bakterien und Viren leichtes Spiel, da so die Barrierefunktion geschwächt wird. Daher: genügend Wasser und ungesüssten Tee trinken!

  • Vitamine und Mikronährstoffe

    • Vitamin C unterstützt die Produktion von weissen Blutkörperchen und stärkt die Barrierefunktion der Haut und Schleimhäute. Es ist enthalten in Zitrusfrüchten, Peperoni und Brokkoli.
    • Vitamin D reguliert die Aktivität der Immunzellen und hilft, Entzündungen zu kontrollieren. Es wird über die Nahrung (z. B. fetter Fisch) aufgenommen und durch Sonnenlicht in der Haut gebildet.
    • Zink fördert die Wundheilung und unterstützt die Funktion der Immunzellen. Es steckt in Nüssen, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten.
    • Eisen ist essenziell für die Bildung von roten Blutkörperchen, die Sauerstoff transportieren – was wiederum wichtig für die Aktivität der Immunzellen ist. Essen Sie daher genügend Fleisch, Spinat oder Hülsenfrüchte.
  • Sauna: Schwitzen fürs Immunsystem

    Manche Menschen schwören auf Sauna, Kneipp-Therapie und Wechselduschen. Der Wechsel zwischen Kalt und Heiss fördert die Durchblutung und kann so auch dem Immunsystem guttun.

Das Immunsystem von Kindern stärken

Kinder kommen nicht mit einem voll ausgebildeten Immunsystem zur Welt. Sie können sie aber unterstützen, es zu stärken: mit einer ausgewogenen Ernährung – Rohkost enthält die meisten Vitamine. Mit viel Wasser – um die Schleimhäute zu unterstützen. Mit Spaziergängen an der frischen Luft, auch wenn es kalt ist: Das härtet ab. Genauso wie Dreck. Lassen Sie Ihre Kinder möglichst viele Erfahrungen machen: im Sand und Matsch spielen oder Tiere streicheln, um das Immunsystem zu trainieren. Auch genügend Schlaf und Entspannungsphasen tun der Abwehr gut.

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