Ernährung und Training nach Zyklus – praktische Tipps
Für viele Frauen sind Zyklus und Menstruation etwas Alltägliches. Trotzdem beschäftigen sich wenige mit einer unterstützenden Ernährung während dieser Zeit. Dabei können die Wahl der Nahrungsmittel und ein gezieltes Training viel bewirken: sogar gegen Menstruationsbeschwerden und PMS helfen.
Inhalt
Zyklusphasen im Überblick
Der Zyklus besteht aus vier Phasen, die immer den gleichen Ablauf haben: Ab Tag eins beginnt die Follikelphase. Sie endet mit der Ovulationsphase, dem Eisprung also. Danach folgt die Lutealphase, auch Gelbkörperphase genannt. Sie dauert bis zur Menstruation. Hier schliesst sich der Kreis.
Was geschieht in welcher Phase – einfach erklärt:
Menstruationsphase
Follikelphase
Ovulationsphase
Lutealphase
Ernährung nach Zyklus
Zur richtigen Ernährung gibt es viele Fragen, etwa: Was sollte in welcher Zyklusphase gegessen werden? Wann ist Fleisch das Richtige? Oder: In welcher Phase des Zyklus isst man mehr? Die Zyklusphasen lassen sich gut mit den Jahreszeiten vergleichen: Die Menstruationsphase ist der Winter, die Follikelphase der Frühling, mit der Ovulationsphase kommt der Sommer und mit der Lutealphase der Herbst.
Wenn Frau sich selbst beobachtet, entdeckt sie die Ähnlichkeiten zu den Jahreszeiten in ihrem eigenen Zyklus: Im Winter lebt man eher zurückgezogen, braucht Ruhe und hat wenig Energie. Im Frühling steigt die Stimmung und die Energie wächst – das liegt am steigenden Hormonspiegel. Im Sommer ist man oft energiegeladen, kontaktfreudig und fühlt sich besonders attraktiv. Und wenn es auf den Herbst zugeht und der Hormonspiegel sinkt, wird es wieder ruhiger, nachdenklicher und vielleicht empfindlicher: Mit einer unterstützenden, zyklusbasierten Ernährung werden die Hormone in Balance gebracht.
Wie esse ich zyklusbasiert? – Tipps für jede Zyklusphase
Seed-Cycling
Heisshungerattacken vor der Periode?
«Wunder können nicht erwartet werden.»
Training nach Zyklus
Frauen können anhand ihres Zyklus trainieren und dadurch vor allem ihr Wohlbefinden während der verschiedenen Phasen steigern. Aktuell gibt es keine genügende wissenschaftliche Evidenz, dass zyklische hormonelle Veränderungen die Leistungsfähigkeit oder die längerfristigen Anpassungen an Krafttraining beeinflussen. «Wunder können also nicht erwartet werden: In der Leistungsfähigkeit geht es eher um das Tüpfelchen auf dem i. Will Frau sich sportlich verbessern, sollte sie zuerst alle anderen bekannten Faktoren optimieren», sagt Dr. med. Nora Wieloch, Leiterin der Sektion Frau und Sport am Universitären Zentrum für Prävention und Sportmedizin, Universitätsklinik Balgrist.
Der Einfluss der Hormone
Wie trainiere ich zyklusbasiert?
Wichtige Trainingstipps von Dr. med. Nora Wieloch
«In der Sportmedizin plädieren wir immer für individualisierte Trainingspläne. Jede Frau nimmt den Zyklus anders wahr. Ganz wichtig ist daher, dass jede lernt, auf ihren Körper zu hören.» Am besten dokumentiert man, wann man sich abgeschlagen oder motiviert, gereizt oder freudig, hungrig oder appetitlos fühlt. Hierfür gibt es viele geeignete Apps. Aus diesen Daten lässt sich viel über den individuellen Zyklus ableiten.
Wichtig ist, dass man bei starken Menstruationsbeschwerden auf den Körper Rücksicht nimmt und sich selbst nicht unter Druck setzt. Hier sind aber weitere Studien notwendig, um verbindliche Empfehlungen abgeben zu können.
Eine regelmässige Menstruation gibt verlässlich Auskunft darüber, dass es dem Körper grundsätzlich gut geht. Die Zyklusphasen sollte Frau am besten akzeptieren. Vielleicht können sie sogar aufgrund der eigenen Erfahrungen genutzt werden. Falls die Periode öfter ausfällt, sollte dies ärztlich abgeklärt werden.
Bonustipp: Zyklus tracken
Nebst allen Ernährungs- und Trainingsempfehlungen sollte nicht vergessen gehen, dass jede Frau anders ist und individuelle Voraussetzungen und Bedürfnisse hat. Die Tipps von Dr. Nora Wieloch bestätigen, dass die Beobachtung des Zyklus enorm wichtig ist. Dabei hilft eine geeignete Zyklus-App.
Hilfreich kann ein Zyklustagebuch sein: Täglich kurz den Tag des Zyklus notieren und was Frau am eigenen Körper wahrnimmt. Weitere begleitende Fragen während der Zyklusbeobachtung können sein:
- Wie lange dauert meine Menstruation?
- Wie stark ist meine Menstruation?
- Wie sieht das Menstruationsblut aus?
- Wann habe ich Zwischenblutungen?
- Welche körperlichen Beschwerden habe ich heute?
- Welche psychischen Beschwerden habe ich heute?
- Welche Veränderungen nehme ich an meinem Körper wahr?
- Wie ist mein Energielevel heute?
- Wie hoch ist mein Stresslevel?
- Auf welche Lebensmittel habe ich Appetit?
- Was habe ich gegessen und getrunken?
- Wie habe ich mich dabei gefühlt?
- Habe ich mich heute bewegt?
- Was habe ich mir heute Gutes getan?
Dr. med. Nora Wieloch ist stellvertretende Leiterin des Universitären Zentrums für Prävention und Sportmedizin an der Universitätsklinik Balgrist. Sie hat verschiedene sportmedizinische Funktionen inne wie: Betreuung der Turnerinnen vom Schweizer Turnverband, der Frauenmannschaft des Grasshoppers Club Zürich und sie ist Teamärztin bei der Winteruniversiade.
Ausserdem ist sie Mitglied bei Sport & Exercise Medicine Switzerland (SEMS) und bei der Schweizerischen Gesellschaft für Sporternährung (SSNS) sowie weiteren namhaften Vereinigungen.