Ein Schreiner bei der Arbeit.

COPD: Ursache, Symptome, Behandlung

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD ist weit verbreitet. Zahlreiche Betroffene wissen jedoch nichts von ihrer Krankheit – weil sie die Symptome nicht kennen.

Text: Laurina Waltersperger; Foto: iStock

Wussten Sie, dass die vierthäufigste Todesursache weltweit eine Lungenkrankheit ist, die besonders in der westlichen Welt durchs Rauchen verursacht wird? Sie nennt sich chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz: COPD. In der Schweiz sind schätzungsweise 400 000 Personen von COPD betroffen. Jährlich erkranken etwa 1,3 Prozent der Bevölkerung – und es sterben jedes Jahr ungefähr 4000 Menschen in der Schweiz an dieser Krankheit.

Was ist COPD?

Bei der COPD funktioniert die Lunge nicht mehr vollumfänglich, da das Organ unwiderruflich beschädigt wurde. Diese Schäden passieren zum einen in den Bronchien. Dort befinden sich feine Härchen, die schädliche Partikel aus der Luft, die wir einatmen, filtern und abtransportieren.

Bei Menschen mit COPD sind diese Härchen kaputt. Dadurch sammelt sich Sekret in den Bronchien an. Dieses führt dazu, dass sich die Bronchialschleimhaut dauerhaft entzündet – und dadurch verdickt. Das verengt die Atemwege und schränkt die Funktion der Lunge ein.

Zum anderen sind bei COPD auch die Lungenbläschen sowie das Gewebe um sie herum beschädigt. Das beeinträchtigt die Fähigkeit der Bläschen, Sauerstoff aus der Luft aufzunehmen und Kohlendioxid an die Umwelt abzugeben. Ist dieser Gasaustausch gestört, sinkt der Blutsauerstoffgehalt.

Zusammen mit der Verengung der Bronchien bewirkt dies, dass die Luft schlechter ausgeatmet werden kann und sich die Lunge zu sehr aufbläht. Das führt zu Atemnot bei geringer Anstrengung, zum Beispiel beim Treppensteigen.

«Jede zweite ältere und rauchende Person entwickelt eine COPD.»
Silvia Ulrich, Professorin & Direktorin der Klinik für Pneumologie am Universitätsspital Zürich

Anzeichen & Symptome

«Zu den häufigsten Symptomen zählen Atemnot und, meist morgens, schleimbedingter Husten mit Auswurf», sagt Silvia Ulrich. Bei Letzterem handle es sich um den bekannten Raucherhusten, sagt die Professorin, welche die Klinik für Pneumologie am Universitätsspital Zürich leitet. Man spricht von den «AHA-Symptomen»: Auswurf, Husten, Atemnot. Diese Beschwerden verschlimmern sich etwa bei einer Atemwegsinfektion.

Welches sind Anfangssymptome von COPD?

Das sind die wichtigsten Symptome einer COPD im Überblick:

  • anhaltender Husten, meist morgens
  • erhöhte Schleimproduktion mit Auswurf
  • Geräusche beim Atmen
  • Verschlechterung der körperlichen Belastbarkeit
  • zunehmende Atemnot; anfangs unter Belastung, später auch im Ruhezustand

Ursachen

Gemäss Ulrich sind der Grossteil der Betroffenen in der westlichen Welt Raucher und Raucherinnen. «Jede zweite ältere und rauchende Person entwickelt eine COPD.»

Während früher sehr viel mehr Männer rauchten und von COPD betroffen waren, hat sich das Verhältnis zwischen Mann und Frau heute fast ausgeglichen, da mittlerweile auch viel mehr Frauen rauchen.

«Auch Passivraucher:innen und Kinder rauchender Eltern können erkranken», sagt die Lungenspezialistin. Deshalb sollte das Rauchen in Innenräumen tunlichst unterlassen werden.

Welches sind weitere Risikofaktoren für COPD?

Weltweit betrachtet erkrankt jedoch etwa ein Drittel aller COPD-Patient:innen nicht wegen des Zigarettenkonsums. Besonders in weniger entwickelten Ländern führt belastete Atemluft zu COPD. Das kann beispielsweise der Rauch einer offenen Feuerstelle zum Kochen in schlecht belüfteten Räumen wie etwa in Jurten in Zentralasien sein, wie Professorin Ulrich von einer kürzlichen Reise nach Kirgistan weiss. «In Entwicklungsländern sind mehr Frauen als Männer von COPD betroffen, weil diese die Kocharbeit am Feuer verrichten.» Häufig leiden auch ihre Kinder an der Krankheit.

An COPD erkranken häufig auch Maler, Schreiner oder Bauern, da sie an ihren Arbeitsplätzen regelmässig und übere längere Zeit Schadstoffen wie Staub, Chemikalien oder Dämpfen ausgesetzt sind.

Diagnose

Da die chronisch obstruktive Lungenerkrankung oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt wird, ist mehr Sensibilisierung in Bezug auf die Symptome der Krankheit wichtig. Die Weltgesundheitsorganisation hat deshalb einen Risikotest entwickelt, um die Diagnose und die Behandlung von COPD weltweit zu verbessern. «Wer mehrere Kriterien erfüllt, sollte bei der Hausärztin einen Test machen, um das Lungenvolumen zu überprüfen», sagt Ulrich.

Zum Test der Lungenlinga

Schweregrad nach GOLD

Klassen nach
GOLD*
FEV1:** Verhältnis
zu Sollwert
Symptome
1 (leicht) Gleich oder mehr
als 80 %
Atemnot und Husten unauffällig bis kaum bemerkbar. Atemnot nur bei starker körperlicher Anstrengung.
2 (mittelgradig) 50 bis 79 % Atemnot und Husten treten öfter auf und können den Alltag beeinträchtigen. Atemnot, wenn die körperliche Anstrengung zunimmt.
3 (schwer) 30 bis 49 % Atemnot, Husten und Auswurf treten verstärkt auf und können den Alltag beeinträchtigen. Atemnot bei geringer körperlicher Anstrengung.
4 (sehr schwer) Weniger als 30 % Atemnot, Husten und Auswurf treten verstärkt auf und beeinträchtigen den Alltag erheblich. Atemnot auch im Ruhezustand.

Quelle: pflege.de

* Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD)
** Der FEV1-Wert (Einsekundenkapazität) wird mit einem Lungenfunktionstest ermittelt: Je grösser der Prozentwert, desto leistungsfähiger die Lungenfunktion.

Therapie und Behandlung

COPD ist nicht heilbar und die Schäden an der Lunge sind irreversibel. «Für eine erfolgreiche Behandlung ist ein Rauchstopp die wichtigste Massnahme», sagt Lungenspezialistin Ulrich. Mit Medikamenten und Geräten lässt sich die Krankheit nur symptomatisch behandeln.

Bei chronischem Sauerstoffmangel und Herzschwäche kann zusätzlicher Sauerstoff über kleine Schläuche in die Nasenlöcher gegeben werden, um den Körper mit mehr Sauerstoff zu versorgen.

Bei Atemnot helfen Inhalatoren, welche die Atemwege weiten und die Atmung erleichtern. Sind die Entzündungsherde in der Lunge gross und verschlechtert sich der Zustand deutlich, erhalten Betroffene Kortisonpräparate zur Inhalation.

«Für eine erfolgreiche Behandlung ist ein Rauchstopp die wichtigste Massnahme.»
Silvia Ulrich, Professorin & Direktorin der Klinik für Pneumologie am Universitätsspital Zürich

Je nach Diagnose können auch Eingriffe an der Lunge Sinn machen, die das Lungenvolumen verkleinern.

Bei der bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion werden mithilfe eines Bronchoskops Einwegventile in geschädigte Lungenlappen eingesetzt. Diese verringern das Lungenvolumen an den betreffenden Stellen, damit benachbarte Bereiche besser mit Sauerstoff versorgt werden. Das Verfahren eignet sich nur für Erkrankte, die nicht rauchen, normalgewichtig sind und deren Lungenschädigung in einer Region stärker ausgeprägt ist als in der übrigen Lunge.

Mit der Schlüssellochtechnik wird über kleine Löcher im Brustkorb ein Teil der erkrankten Lunge entfernt. Das reduziert ebenfalls das Lungenvolumen und sorgt dafür, dass sich weniger betroffene Lungenabschnitte wieder besser entfalten können – und Patient:innen somit weniger unter Atemnot leiden.

Wie hoch ist die Lebenserwartung mit COPD?

«Für einen besseren Krankheitsverlauf ist es einerseits sehr wichtig, dass die Betroffenen aufs Rauchen verzichten», sagt Silvia Ulrich. Andererseits gilt es, weitere Komplikationen wie etwa eine Lungenentzündung oder Herzschwäche zu vermeiden. «Wir empfehlen COPD-Patient:innen daher, sich unbedingt gegen Grippe und Lungenentzündungsbakterien, sogenannte Pneumokokken, impfen zu lassen», sagt Ulrich.

Daneben hängt die Prognose bei COPD vom Schweregrad der Erkrankung, von der richtigen Behandlung und «vor allem auch davon ab, ob die Betroffenen das Rauchen aufgeben können», sagt Ulrich.

Denn die Lebenserwartung bei COPD sei für Raucher:innen generell geringer. «Mit jeder Zigarette gehen im Durchschnitt etwa zehn Minuten Lebenszeit verloren. Das gilt für alle Raucher:innen.»

Silvia Ulrich ist Lungenspezialistin und Professorin. Sie leitet die Klinik für Pneumologie am Universitätsspital Zürich.

Über die Expertin

Silvia Ulrich ist Lungenspezialistin und Professorin. Sie leitet die Klinik für Pneumologie am Universitätsspital Zürich.

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