Dossier: Junge Erwachsene

Altersvorsorge – für junge Leute

Wer jung ist, will noch nicht an Altersvorsorge denken. Dabei wäre eine solche empfehlenswert und würde unmittelbare finanzielle Vorteile in Form von Steuerersparnissen bringen. Vorsorgeberater Antonio Plati weiss das aus eigener Erfahrung.

Text: Robi Wildi; Bilder: Sebastian Doerk

Obelix fiel als Kind in den Zaubertrank und bekam ewige Stärke. Auf eine vom Prinzip her ähnliche Erfahrung blickt der heute 34-jährige Antonio Plati zurück. Als Teenager absolvierte er eine Berufslehre auf der Gemeinde Thundorf bei Frauenfeld, bekam dort Einblicke in die Steuerabteilung und war erstaunt: Selbst bei Personen mit ähnlichen Einkommen war die finanzielle Steuerlast teils extrem unterschiedlich. «Mein Lehrmeister erklärte mir im Detail, wie man mit langfristigen Einzahlungen in abzugsfähige Vorsorgepolicen über Jahrzehnte von attraktiven Steuerentlastungen profitiert werden kann.» Plati war beeindruckt, wollte auch mal profitieren und beschloss als 18-Jähriger, mit monatlichen Einzahlungen von 150 Franken eine eigene Säule 3a zu öffnen. Die Lehrerfahrung habe ihn gewissermassen fürs Leben geprägt, räumt er ein.

Altersvorsorge kann schon in jungen Jahren helfen

Heute ist Antonio Plati diplomierter Vorsorgespezialist und Fachmann für Finanzen und Steuern und der Generalagentur Thurgau der Swiss Life AG angeschlossen. Er entwickelt in seinem Frauenfelder Büro für Kunden jeden Alters massgeschneiderte Anlage- und Sparpläne. Wichtig ist ihm, vor allem die jungen Menschen ab 25, 30 oder wenigstens Mitte 30 zu erreichen. «Genau für sie ist es zentral, den richtigen Zeitpunkt zur Aufgleisung einer vernünftigen Altersvorsorge nicht zu verpassen.» Für den Vorsorgeprofi sollte man sich deshalb spätestens mit 30 schon erste Gedanken zum Thema machen und eine Vorsorgestrategie ins Auge fassen. «Wer erst mit 40 oder noch später damit beginnt, zahlt bis zum Rentenalter deutlich weniger ein und riskiert empfindliche finanzielle Lücken im Alter, die das Armutsrisiko unter Umständen erhöhen.»

Dass sich ein frühzeitiger Sparplan lohnt, kann er ebenfalls aus eigener Erfahrung darlegen: Antonio Plati und seine Ehefrau begannen bald nach ihrer Hochzeit mit der Familienplanung und der Suche nach einem Eigenheim. Mit 27 konnte er bereits auf einen wertvollen Zustupf ans dafür benötigte Eigenkapital zurückgreifen, den er aus seiner bereits fast zehnjährigen 3a-Vorsorgepolice herauslösen konnte. «Das ist erlaubt, wenn man sich selbständig macht, eine Immobilie für den Erstwohnsitz kaufen will oder in Pension geht», erklärt der Experte. Mit Auflagen auch dann, wenn man seinen Wohnsitz ins Ausland verlege.

Jedem Lebensplan die individuelle Anlagestrategie

Auch wenn Antonio Plati für sich den idealen Weg gefunden hat – die perfekte Vorsorgestrategie ist sehr individuell: «Jeder Mensch hat andere Ziele und Bedürfnisse, nach denen er sein Vorgehen ausrichten sollte.» Dem einen ist das Eigenheim wichtig, andere haben ambitionierte berufliche Ziele mit teuren Weiterbildungen, wollen eine eigene Firma gründen oder legen viel Wert drauf, sich auch während des Berufslebens längere Auszeiten etwa für Reisen zu nehmen.

Gerade bei solchen Arbeitsunterbrüchen, sei es wegen einer Weltreise oder einer eingeschobenen Weiterbildung, sollten jüngere Menschen an ihre AHV denken. Wer mehrere Jahre reist oder studiert, zahlt in dieser Phase keine Beiträge ein. Es können Lücken entstehen, die sich negativ auf die AHV-Rente auswirken können. Es lohnt sich, einen kostenlosen AHV-Auszug bei der Ausgleichskasse zu bestellen und diesen auf allfällige Lücken zu prüfen. Beruhigend: Die fehlenden Beiträge können innerhalb von fünf Jahren nachgezahlt werden.

Auf keinen Fall vernachlässigen sollte man auch seine Pensionskasse. Erst ab einem Jahreseinkommen von 21'330 Franken zahlen Arbeitnehmer und Arbeitgeber in die zweite Säule ein. Wer also zum Beispiel zwei bis drei verschiedene Einkommen bei unterschiedlichen Arbeitgebern erzielt, die alle unter dieser Schwelle liegen, sollte aktiv werden. Man sollte mit den Arbeitgebern klären, ob die verschiedenen Einkommen bei der gleichen Pensionskasse versichert werden. Als Freischaffender hat man zudem die Möglichkeit, sich freiwillig einer Pensionskasse anzuschliessen, um ein sicheres Altersguthaben zu äufnen.

Antonio Plati weiss aus der täglichen Erfahrung, dass sich die Pläne seiner Kundinnen und Kunden immer wieder ändern. Auch deshalb empfiehlt er für die sichere Altersvorsorge ausschliesslich flexible Vorsorgelösungen der Säule 3a, «zum Beispiel, um die jährlichen Einzahlungsbeträge je nach Situation anpassen zu können oder auch um mehrjährige Prämienpausen einzulegen.»

Wie hoch soll das Risiko sein? Eigene Bedürfnisse erkennen

Die Wahl des richtigen Vorsorgeprodukts muss sich auch am individuellen Risikoprofil der Kundin orientieren. Wie viel Geld ist man bereit zu investieren? Wo sollte sich das Verhältnis zwischen Einkommen und Vorsorgebeiträgen einpendeln, so dass der tägliche Lebensunterhalt auch in einer «Notsituation» gesichert ist? Solche Fragen thematisiert Antonio Plati mit seinen Kunden, um schlussendlich eine massgeschneiderte Strategie erarbeiten zu können.

In Kürze wird Antonio Plati zum zweiten Mal Vater. Die finanzielle Belastung wie auch persönliche Verantwortung werden nochmals zunehmen. Er werde am Vorsorgeportfolio für die eigene Familie da und dort an ein paar Stellschrauben drehen, kündigt der Fachmann an. Und lächelt dabei. «Dass man sich vorzugsweise frühzeitig darum kümmert, habe ich ja nun wirklich gelernt.»

Antonio Plati ist diplomierter Vorsorgespezialist und Fachmann für Finanzen und Steuern. Er arbeitet auf der Generalagentur Thurgau der Swiss Life AG.

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