Longevity: länger gesund leben
Wie werden wir nicht nur älter, sondern bleiben dabei auch länger gesund? Die Forschung kann zwar helfen, aber vieles müssen wir selbst in die Hand nehmen.
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Spätestens seit der Netflix-Serie über die «Blue Zones» dieser Welt ist die Langlebigkeit – oder auf Englisch «Longevity» – in aller Munde: Was ist das Geheimnis der Menschen in diesen Regionen, in denen so viele Hundertjährige leben, wie nirgendwo sonst auf der Erde und dabei bei guter Gesundheit sind? Was können die Altersforschung und wir von ihnen lernen?
Was ist Langlebigkeit?
Das gesunde Altern in den «blauen Zonen» beispielsweise auf Sardinien, der griechischen Insel Ikara oder der Nicoya-Halbinsel in Costa Rica zeigt: Das Geheimnis für ein langes, gesundes Leben oder mehr Langlebigkeit, beruht vor allem auf einem simplen und bewussten Lebensstil.
Das bestätigt auch die Longevity-Forschung, die sich wissenschaftlich mit der Langlebigkeit auseinandersetzt. Die Forschung geht heute davon aus, dass wir das gesunde Altern bis zu 70 Prozent über unseren Lebensstil selber beeinflussen können.
Lässt sich die Lebenserwartung verlängern?
«Die Bluezone-Forschung zeigt, dass frische Nahrungsmittel aus gesunden Böden, Bewegung, soziale Kontakte und ein sinnvolles Leben für ein gesundes Altern zentral sind», sagt Bettina Kneip. Die Ärztin und Ayurvedaspezialistin führt eine ganzheitliche Praxis in Zürich und Zug.
Denn: Was wir essen, wie wir uns bewegen, mit wem wir sozial verkehren, welche Gedanken wir haben und wie wir uns emotional fühlen, beeinflusst massgeblich die Entzündungswerte in unserem Körper.
Sind wir häufig oder chronisch gestresst, bleibt der Pegel unserer Stresshormone konstant hoch im Körper. «Damit steigen die Entzündungswerte, das Immunsystem wird geschwächt, der Stoffwechsel stockt und der Körper hat Mühe, freie Radikale – das sind Abfallprodukte, die in den Zellen anfallen – abzutransportieren», sagt Kneip.
«Die Bluezone-Forschung zeigt, dass frische Nahrungsmittel aus gesunden Böden, Bewegung, soziale Kontakte und ein sinnvolles Leben für ein gesundes Altern zentral sind.»
Wie wirken sich Telomere auf die Lebensdauer aus?
Hohe Entzündungswerte machen uns einerseits anfälliger für Krankheiten – andererseits fördern sie die Alterung unseres Körpers. Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass sie den Alterungsprozess der Zellen beschleunigen, dem sie mit fortschreitendem Alter ohnehin ausgesetzt sind.
Wenn wir älter werden, verlieren die Telomere – die Enden der Chromosomen, die auch «Schutzkappen» genannt werden – immer mehr von ihren schützenden Eigenschaften. Man kann sich das so vorstellen: Die Telomere sitzen wie Kappen an den Enden der Chromosomenstränge. Sie schützen das Erbgut vor Schäden. Doch bei jeder Zellteilung verkürzen sich diese Kappen – bis sie irgendwann so kurz sind, dass sich eine Zelle nicht mehr teilen kann und abstirbt.
Das passiert jeden Tag. Es bedeutet: Je älter wir werden, desto mehr solche abgestorbenen Zellen haben wir. Das führt zur Alterung unseres Körpers, die sich darin manifestiert, dass etwa die Gelenke nicht mehr so recht wollen, der Knorpel abnimmt, die Haut faltig wird oder das Gedächtnis schwindet.
Genau diese Alterung auf zellulärer Ebene können wir über unseren Lebensstil beeinflussen. Hier geht es primär darum, Wege zu finden (siehe Tipps unten), die Entzündungswerte im Körper bewusst niedrig zu halten und unser Immunsystem zu stärken. «Beides entscheidet darüber, wie gut unser Körper freie Radikale, also die schädigenden Abfallprodukte aus den Zellen, eliminieren kann und wie gut unser Stoffwechsel funktioniert», sagt Bettina Kneip.
Organe altern unterschiedlich schnell
Zudem hat die Longevity-Forschung jüngst herausgefunden, dass nicht alle Zellen gleich schnell altern. Das heisst, die Zellen Ihres Herzens altern womöglich schneller als die Zellen Ihrer Leber oder Ihrer Nieren. Wichtig dabei: Das Organ, das biologisch am ältesten ist, beschleunigt den Alterungsprozess des gesamten Körpers.
Deshalb will die Wissenschaft künftig anhand von Proteintests, die es zurzeit erst zu sehr hohen Preisen gibt, das «älteste» Organ identifizieren, um die Alterung dieses Organs gezielt zu bremsen und so die Langlebigkeit einer Person zu steigern.
Tipps für ein langes, gesundes Leben
Doch auch wenn die Wissenschaft die Alterung unserer Organe bald wird steuern können – bis zu 70 Prozent der Einflussfaktoren, die unsere Gesundheit bestimmen, haben wir potenziell immer noch selber in der Hand. Lernen Sie hier, wie Sie selber dafür sorgen können, dass Sie länger gesund leben:
Sport beugt Alterungsprozess vor
Alkohol macht alt
Supplements gegen das Altern
Stress vermeiden
Den Sinn des Lebens finden
Über die Expertin
Bettina Kneip ist Allgemeinmedizinerin und ayurvedische Ärztin. In ihrer Praxis in Zug und Zürich arbeitet sie ganzheitlich, indem sie schulmedizinische Methoden mit verschiedenen Heil- und Behandlungskonzepten aus der ayurvedischen Lehre kombiniert.