Covid-19- und Grippeimpfung: Was zu beachten ist
Die Viren haben diesen Winter einige Gesichter. Welche Impfungen sind empfehlenswert, um für die kalte Jahreszeit optimal geschützt zu sein? Dr. Jörg Eimers, Facharzt für Allgemeinmedizin (D), über die Kompatibilität von Grippe- und Covid-19-Impfung.
Was empfehlen Sie dieses Jahr Menschen, die sich sonst im November gegen die Grippe impfen lassen?
Grippeimpfungen sind besonders für Menschen über 65 Jahre und chronisch Kranke ratsam. Diese Gruppe sollte sich wie gewohnt auch in diesem Jahr gegen die Grippe impfen lassen – und unbedingt auch gegen Covid. Denn sie sind besonders gefährdet für eine schwere oder sogar tödlich verlaufende Covid-Infektion.
Diesen Risikogruppen wird nun eine dritte, die sogenannte «Booster»-Impfung, gegen Corona empfohlen. Was tun, wenn diese genau in die Grippeimpfzeit fällt?
Dann sollte die dritte Covid-Impfung zuerst erfolgen. Der Höhepunkt der Grippewelle liegt meistens im Januar, eine Impfung im Dezember ist daher noch rechtzeitig. Der Abstand zwischen der Booster- und der Grippeimpfung sollte aber mindestens vier Wochen betragen.
«Eine gleichzeitige Impfung gegen Grippe und Covid ist nicht sinnvoll.»
Von einer zeitgleichen Impfung gegen Grippe und Covid raten Sie also ab?
Sowohl die Covid- als auch die Grippe-Impfung lösen über das Immunsystem die Antikörperproduktion gegen das jeweilige Virus aus. Deshalb ist eine gleichzeitige Impfung nicht sinnvoll.
Was gilt es allgemein bei beiden Impfungen zu beachten?
Für beide Impfungen sollte man gesund sein und bei einem akuten Infekt erst einmal abwarten, bis man wieder fit ist.
Schützt die Grippeimpfung auch gegen Covid-19?
Nein. Zwar werden die Grippe wie auch Erkältungen oder Covid durch Virusinfektionen ausgelöst, diese unterscheiden sich jedoch: Eine Impfung richtet sich immer gegen die äussere Hülle eines Virus und diese sieht bei jedem Virus anders aus. Das gilt sowohl für mRNA- als auch für Vektor-Impfstoffe.
Mit welchen Nebenwirkungen muss ich bei einer Impfung rechnen?
Bei einer Injektion in den Muskel verspüren viele Menschen Schmerzen an der Einstichstelle. In den ersten Tagen nach einer Impfung sind zudem grippeähnliche Symptome möglich: Kopf- und Gliederschmerzen, eventuell leichtes Fieber, manchmal Durchfall. Diese kann man mit den üblichen «Grippemitteln» symptomatisch behandeln.
«Mit Beschwerden, die länger als vier bis fünf Tage anhalten, sollte man zum Arzt.»
Worin unterscheiden sich echte Komplikationen von klassischen Nebenwirkungen – und wann sollte man seinen Hausarzt kontaktieren?
Diese Abgrenzung ist schwierig, denn Nebenwirkungen sind auch Komplikationen. Es kommt auf den Schweregrad an. Die oben genannten Nebenwirkungen klingen meist innerhalb weniger Tage ab. Mit heftigeren Beschwerden und solchen, die länger als vier bis fünf Tage anhalten, sollte man aber zum Arzt.
Wird die Grippeimpfung zukünftig auch als mRNA-Impfung daherkommen?
Der Forschungsaufwand für einen mRNA-Impfstoff ist beträchtlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Aufwand in absehbarer Zeit für die Grippeimpfung betrieben wird, aber ausgeschlossen ist es nicht. Die mRNA-Technik bietet den Vorteil, dass man Veränderungen des Virus relativ schnell in einen neuen Impfstoff umsetzen kann. Man tauscht «einfach» die veränderten Basen in der mRNA aus.