PMS: die schwierigen Tage vor den Tagen
Traurig, müde, Kopfschmerzen? Das könnte am prämenstruellen Syndrom, kurz PMS, liegen. Für viele Frauen ist die Zeit vor den Tagen belastender als die Periode selbst. Doch nicht in jedem Monat sind die Symptome gleich stark.
Alles anstrengend und nervig! So lassen sich die Tage vor der Periode oft zusammenfassen. Rund ein bis zwei Wochen pro Monat können das sein – viel Lebenszeit! Obwohl die Menstruation natürlich dazugehört, leiden viele Frauen monatlich darunter: Etwa drei von vier merken zumindest, dass sich ihr Wohlbefinden in der zweiten Zyklushälfte verändert. Unter dem sogenannten prämenstruellen Syndrom (PMS) leiden etwa ein Viertel bis die Hälfte aller Frauen. Mit Einsetzen der Blutung verschwinden die Symptome zwar meist wieder, manchmal treten stattdessen aber plötzlich Regelschmerzen oder Migräne auf.
PMS als Krankheit ernst nehmen
Ein Problem: Immer wieder werden Betroffene belächelt und nicht ernst genommen, wenn sie über ihre Zeit vor der Menstruation reden. Das kann zu grosser Verunsicherung führen, gerade bei jüngeren Personen. «Die Beschwerden müssen ernst genommen werden! PMS ist eine Krankheit und darf und soll auch so eingestuft werden», macht Dr. med. Alexandra Kohl Schwartz, Leiterin der Abteilung für Reproduktionsmedizin in der Frauenklinik des Luzerner Kantonsspitals, klar. Frauen trauen sich oft nicht, Hilfe zu holen, und leiden stumm vor sich hin. Das darf nicht sein.»
Was bedeutet PMS? 150 Symptome!
Das Syndrom zu greifen, ist allerdings nicht einfach. Denn hinter den drei Buchstaben PMS verbergen sich unzählige Symptome. Seit der Amerikaner Robert Frank das prämenstruelle Syndrom im Jahr 1932 erstmals beschrieben hat, sind laut ZEIT online mehr als 150 Einzelsymptome erfasst worden. Gemeinsam ist ihnen, dass sie regelmässig in der Zeit vor der Periode auftreten.
«Am häufigsten berichten Frauen von Erschöpfung, emotionalen Schwankungen, Reizbarkeit und einer gedrückten Stimmung», weiss Alexandra Kohl Schwartz. «Aber auch Beschwerden wie Brustspannen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schlafstörungen sowie Gewichtszunahme und unreine Haut treten auf.» Genauso wie Unterleibskrämpfe, Verstopfung, Wassereinlagerungen, Angstzustände, Heisshunger und vieles mehr.
PMS kann zudem andere Erkrankungen verschlimmern, etwa Depression, Migräne oder Augenprobleme. Wer unter dem Syndrom leidet, reagiert häufig auch sensibler auf Reize von aussen wie Kritik, Berührung, laute Geräusche oder helles Licht und fühlt sich schneller gestresst oder überfordert. Das alles wirkt sich nicht nur auf das eigene Wohlbefinden aus, sondern kann auch Beziehungen, die Familie und das Arbeitsleben belasten.
Die Ursachen: Wer leidet an PMS?
Warum PMS auftritt, konnte bisher nicht vollständig geklärt werden. Es wird aber vermutet, dass die Schwankungen der Geschlechtshormone über den Zyklus hinweg Einfluss auf wichtige Botenstoffe im Gehirn haben. Einige Frauen reagieren offenbar empfindlich auf diese Schwankungen.
So steigen der Progesteron- und der Östrogenspiegel in der zweiten Zyklushälfte bis zur Periode an, um dann bei Beginn der Menstruation wieder stark abzusinken. Der Botenstoff Serotonin sinkt ab – kurz vor der Menstruation sturzartig. Serotonin übt aber direkt Einfluss auf unsere Stimmung aus. Ist der Spiegel hoch, fühlen wir uns gut und haben weniger Hunger. Ist er niedrig, könnte dies für die negativen Gefühle während des PMS verantwortlich sein. Viele Frauen mit PMS produzieren weniger Serotonin als Frauen ohne PMS.
Eine Theorie ist auch, dass das PMS eine Reaktion auf bestimmte Abbauprodukte des Progesterons ist. «Progesteron allein kann aber nicht die Ursache sein», so Kohl Schwartz. «Frauen, die aus anderen Gründen zusätzlich Progesteron einnehmen müssen, haben nicht automatisch stärkere prämenstruelle Symptome.»
Wahrscheinlich liegt die Ursache für PMS in einem komplexen Zusammenspiel aus Hormonen und Botenstoffen, Veranlagung und Lebensumständen begründet. Wenn die Mütter unter PMS leiden, trifft es oft auch die Töchter. Bekannt ist zudem, dass Stress sowie Schlaf- und Bewegungsmangel das prämenstruelle Syndrom begünstigen können. Auch eine stark zuckerhaltige Ernährung mit viel Alkohol- und Koffeingenuss steht in Verdacht, PMS zu verstärken. Genauso wie der Mangel an Magnesium oder Kalzium.
«Solange ein Zyklus stattfindet, kann es auch PMS-Symptome geben»
PMS – in welchem Alter beginnen die Symptome?
Betroffen sind Frauen aller Altersstufen, jede menstruierende Person kann darunter leiden. «Solange ein Zyklus stattfindet, kann es auch PMS-Symptome geben», sagt die Fachärztin. Bei Frauen, die auf die Wechseljahre zugehen, können sich die Beschwerden sogar verschlimmern. Zugute kommt ihnen allerdings, dass sie oft aus jahrelanger Erfahrung mit dem Syndrom besser damit umgehen können und wissen, was ihnen in dieser Zeit guttut.
Behandlung: Was tun gegen PMS?
In jedem Fall sollte man mit dem Gynäkologen oder der Gynäkologin darüber sprechen. Gemeinsam kann dann entschieden werden, ob eine Anpassung des Lebensstils reicht oder eine gezielte Hormonanalyse und Therapie nötig ist. Allgemein gibt es allerdings kaum aussagekräftige Studien darüber, was wirklich hilft.
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Antidepressiva und Therapie
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Diagnose PMDS: die schwere Form von PMS
PMS ist bei manchen Frauen so stark ausgeprägt, dass gar nichts mehr geht. Sie erleben etwa depressionsähnliche Zustände und fallen in ein so tiefes Loch, dass sie glauben, nie mehr aus diesem herausfinden zu können – das kann bis hin zu Suizidgedanken reichen. Einige haben Wutausbrüche und werden handgreiflich.
Das Umfeld, oft die eigenen Kinder oder der Partner, leidet stark, der Beruf kann kaum noch ausgeübt werden. «In solchen Fällen spricht man von einer prämenstruellen dysphorischen Störung, kurz PMDS», sagt Kohl Schwartz. «Von dieser schweren Form von PMS sind etwa 3 bis 8 Prozent aller Frauen betroffen.»
Bei ihnen kommen meist stärkere Medikamente zum Einsatz, etwa die erwähnten Antidepressiva oder GnRH-Agonisten. Diese unterdrücken den Eisprung und sorgen so für künstliche Wechseljahre. Allerletztes Mittel kann auch eine Operation sein, bei der die Eierstöcke entfernt werden. Dies hat die gleiche Wirkung wie die Menopause.