Risikoschwangerschaft – was bedeutet das?
Schwangerschaften sind immer eine Achterbahn der Gefühle – umso mehr, wenn «Risikoschwangerschaft» im Mutterpass steht.
In der Gynäkologie hat sich in den letzten 50 Jahren viel getan. Ob immer bessere Ultraschallaufnahmen oder eine immer feinere Labordiagnostik: Die heutigen Methoden kommen der werdenden Mutter und ihrem Baby gleichermassen zugute. Viele Risiken können so bereits im Frühstadium erkannt und Massnahmen zum Schutz von Mutter und Kind eingeleitet werden. Die Kehrseite der Medaille: Schnell steht dann «Risikoschwangerschaft» im Mutterpass. Und das macht Angst.
Allerdings: Risikoschwangerschaften werden immer häufiger – nicht weil es den Frauen immer schlechter geht, sondern weil die ursprünglich bekannten 17 Risikofaktoren längst auf über 50 angewachsen sind. All diese Faktoren können, müssen aber eine Schwangerschaft nicht negativ beeinflussen. Manche Studien sprechen davon, dass bis zur Hälfte aller Schwangerschaften in der Schweiz in die Risikogruppe fallen. Gleichzeitig kommen aber 97 Prozent aller Babys gesund auf die Welt.
Die Bedeutung von Risikoschwangerschaft
Wenn Ihre Ärztin also «Risikoschwangerschaft» in Ihren Mutterpass einträgt, atmen Sie ruhig durch. Vor allem bedeutet dies, dass Ihnen und Ihrem Baby während der Schwangerschaft häufigere und genauere Untersuchungen zustehen – wenn Sie dies möchten. Nur selten besteht für Mutter und Kind akute Gefahr. So sind alle werdenden Mütter im Alter von unter 17 und über 35 Jahren Risikoschwangere, selbst wenn es ihnen und ihrem Baby prächtig geht – einfach weil statistisch das Risiko für Frühgeburten oder Chromosomenstörungen beim Ungeborenen in diesen Altersgruppen erhöht ist. Das Gleiche gilt für Zwillingsschwangerschaften, selbst wenn diese komplikationslos verlaufen: Rein rechnerisch kommen Mehrlinge häufiger zu früh zur Welt. Sogar Heuschnupfen ist in der Risikoliste aufgeführt. Daneben gibt es Faktoren, die automatisch eine engmaschigere Kontrolle nahelegen.
Kriterien für eine Risikoschwangerschaft
- Diabetes: Diabetikerinnen müssen ihren Blutzucker noch genauer als sonst im Auge behalten – zu ihrem eigenen Schutz, aber auch zum Schutz des Babys
- Komplikationen bei vorangegangenen Schwangerschaften und Geburten
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
- Erkrankungen anderer Organe der Frau
- Bluthochdruck
- Hepatitis oder HIV
- Beckenendlage
- vorangegangener Kaiserschnitt
- Asthma
Dank der medizinischen Möglichkeiten können die meisten Frauen heute ganz normale Schwangerschaften erleben. Der Vermerk «Risikoschwangerschaft» macht dann erst am Ende einen Unterschied: Bei Risikoschwangerschaften wird von Hausgeburten oder Entbindungen im Geburtshaus abgeraten.