Bonding: Willkommen auf der Welt!
Die ersten Lebensstunden eines Kindes sind besonders. Umso wichtiger ist deshalb, dass Baby und Eltern genug Zeit und Möglichkeiten bekommen, sich in Ruhe zu beschnuppern.
Mütter bauen meist schon während der Schwangerschaft eine Bindung zu ihrem ungeborenen Kind auf. Für Väter ist oft die Geburt der grosse Moment, in dem sie eine enge Beziehung zu ihrem Kind spüren.
Bonding in den ersten Stunden
Wie schnell und intensiv Eltern eine Beziehung zu ihrem Kind entwickeln, ist unterschiedlich. Davon, dass das «Bonding», so der neudeutsche Begriff, in den ersten Stunden, Tagen und Wochen nach der Geburt wichtig und prägend für Eltern und Kind ist, sind jedoch viele Fachleute überzeugt. Deshalb ist es nach einer normalen Geburt inzwischen üblich, das Neugeborene direkt auf die nackte Haut der Mutter zu legen. So riecht es deren Duft, hört aber auch die vertrauten Herztöne und die Stimme, die es bereits aus dem Bauch kennt. Das gibt dem Kind Geborgenheit in der ihm noch fremden Welt. Oft sucht es von sich aus nach der Brust – das eine sehr zielstrebig, das andere mit mehr Musse. Auch auf das Stillen wirkt es sich nachweislich positiv aus, wenn das Baby gleich nach der Geburt an die Brust gelegt wird. Dies fördert ebenfalls eine intensive Bindung zwischen Mutter und Kind.
Eltern-Kind-Beziehung entwickelt sich
Wenn das Baby da ist, muss die Mutter noch die Plazenta gebären, und vielleicht müssen der Damm oder die Kaiserschnittwunde genäht werden. Das können kostbare Minuten für den Vater sein: Denn jetzt hält er sein Kind zum ersten Mal in den Armen und darf es waschen. Aber: Wie intensiv die Eltern selbst dem Baby direkt nach der Geburt Aufmerksamkeit und Schutz geben können, liegt nicht immer in ihrer Macht – nach Geburtskomplikationen oder einer Frühgeburt beispielsweise. Eltern können jedoch für einen guten Rahmen (vor)sorgen, um dies in den folgenden Tagen nachzuholen: gleich zu Beginn etwa, indem sie im Spital ein Familienzimmer belegen. So finden sie genügend Zeit und Ruhe, sich um sich selbst und das Neugeborene zu kümmern.
Die fünf grossen Veränderungen für Ihr Kind nach der Geburt
- Stille und Lärm statt Klangteppich und Schaukeln: Im Bauch hörte das Kind, sanft im Fruchtwasser schaukelnd, das kontinuierliche Rauschen des Blutes der Mutter, ihren Herzschlag und gedämpfte Geräusche von aussen. Jetzt, ausserhalb des Bauches, ist die Umgebung mal ganz ruhig, mal ungefiltert laut.
- Hunger statt Rundumversorgung: Im Bauch trinkt das Kind Fruchtwasser und scheidet dieses wieder aus. Zugleich wird es von der Mutter mit allen Nährstoffen versorgt. Ausserhalb des Bauches bedeutet die Nahrungsaufnahme Anstrengung: Das Baby muss sie nun aktiv über die Muttermilch aufnehmen.
- Berührt statt unangetastet: Die Haut des Kindes ist im Bauch völlig vor Aussenreizen geschützt. Es ist daher wichtig, dass es draussen in den ersten Stunden sehr sanft und vorsichtig berührt wird – am besten nur von Mutter und Vater. Für die anstehenden Neugeborenentests durch Ärzte ist auch später noch Zeit.
- Luftholen statt Sauerstoffversorgung: Im Bauch wird Ihr Kind über die Nabelschnur ständig mit Sauerstoff versorgt. Draussen nimmt es zum ersten Mal einen Atemzug, und die Lungen entfalten sich. Das regelmässige Atmen muss das Baby aber noch üben; besonders im Schlaf atmet es oft eher flach und ganz leise.
- Weiter Raum statt enge Geborgenheit: Draussen hat das Kind plötzlich viel mehr Raum um sich herum. Das kann irritieren. Wenn Sie es fest in den Armen halten, beruhigt es sich am schnellsten. Viele Babys werden auch ruhiger, wenn sie eine dünne Mütze tragen – nicht nur wegen der Wärme, sondern auch weil ihnen diese Hülle Halt gibt.