Dossier: Familie

Gut geschützt durch die Zeckensaison

Zecken sind Überträger gefährlicher Krankheiten wie FSME und Borreliose. Fast die ganze Schweiz gilt als Risikogebiet. Erfahren Sie hier, wie Sie sich und Ihre Kinder schützen und wie Sie Zecken richtig entfernen, sollte doch mal eine zugebissen haben.

Text: Katharina Rilling; Foto: iStock

Hat sie einmal einen Wirt gefunden, beisst die Zecke (hierzulande die Art Gemeiner Holzbock) zu. Der Parasit verankert seinen Saugrüssel per Widerhaken in der Stichwunde, um sich mehrere Tage lang am Blut satt zu trinken. Dank eines betäubenden Sekrets bereitet der Stich keine Schmerzen. Da die Zecke das Sekret aber zusammen mit einem Teil des aufgesaugten Blutes wieder abgibt, können Viren sofort nach dem Stich in den Wirt gelangen, wenn die Zecke infiziert ist.

Zeckenbisse: So schützen Sie sich

Die blutsaugenden Parasiten kommen auf Höhen bis zu 2000 Meter über Meer vor und lieben das Unterholz in Wäldern, leben in Hecken und Sträuchern oder im hohen Gras. Läuft ein menschlicher Wirt durch Zeckenterritorium, streift er die Spinnentierchen von den Pflanzen ab und sie krabbeln über sein Bein den Körper hoch. Wer Outdooraktivitäten plant, sollte also hohes Gras und Büsche meiden und schützende Kleidung tragen: lange Hosen und Oberteile, über die Hosenbeine gezogene Socken, feste und geschlossene Schuhe. Auf heller Kleidung fallen die dunklen Tiere schneller ins Auge.

Schutzmittel für die Haut und Insektizide für die Kleider werden ebenfalls empfohlen, halten Zecken aber nicht zuverlässig und langfristig ab (auf die Wirkdauer achten!). Wichtig: Untersuchen Sie Ihren Körper nach einem Ausflug ins Grüne auf Zecken. Besonders gerne beissen die Biester am Haaransatz, an den Ohren, am Hals, in den Achselhöhlen, um den Bauchnabel oder im Genitalbereich zu. 

Zecke am Körper gefunden: Was tun?

Zecken sollten möglichst schnell entfernt werden. Nehmen Sie dazu eine feine Pinzette oder spezielle Zeckenpinzette zu Hilfe, packen Sie das Tier direkt über der Einstichstelle und ziehen Sie es gerade (nicht drehen!) möglichst vollständig heraus. Die Zecke sollte dabei an den Mundwerkzeugen gepackt werden, da der Körper sonst schnell platzt und sich infektiöse Flüssigkeiten in der Einstichstelle verteilen können. Danach alles desinfizieren und ein paar Wochen lang beobachten. Bei Symptomen wie Rötungen oder Fieber am besten sofort ärztlich untersuchen lassen.

Was ist Borreliose?

Borreliose wird durch Bakterien ausgelöst und ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in der Schweiz. Rund 5 bis 30 Prozent, teilweise sogar die Hälfte der Zecken sind mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi infiziert. Das BAG schätzt, dass in der Schweiz jedes Jahr rund 10’000 Personen infiziert werden und daran erkranken.

Das Krankheitsbild kann sehr unterschiedlich sein. Zu den frühen Symptomen zählt oft eine Rötung der Haut, meist rund um den Biss. Zu den Spätfolgen können chronische rheumatische Schmerzen sowie Müdigkeit, Kopf- und Nervenschmerzen zählen. Unbehandelte Borreliose führt in einigen Fällen sogar zur Invalidität. Mit Antibiotika kann man der Infektion zu Leibe rücken, sie kann aber nicht durch eine Impfung verhindert werden.

Was ist FSME?

FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis und ist eine virale Infektion. Der Begriff «Frühsommer» täuscht: Auch im Sommer, Herbst und in milden Wintern ab Temperaturen über 8 Grad kann man sich mit FSME anstecken, da die Zecken dann aus der Winterstarre erwachen.

Diagnostizierbar ist FSME mittels einer Blutuntersuchung. Typische Symptome sind Fieber, Müdigkeit, Gelenkbeschwerden oder starke Kopfschmerzen – ähnlich wie bei einer Grippe. Die Virusinfektion ist nicht behandelbar und kann in seltenen Fällen zu schweren Verläufen mit bleibenden Schäden, einer Entzündung der Hirnhaut und des Gehirns führen oder sogar tödlich enden.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht davon aus, dass rund 0,5 bis 5 Prozent der Zecken hierzulande das FSME-Virus in sich tragen. Alle Regionen in der Schweiz – mit Ausnahme der Kantone Tessin und Genf – sind endemisch. «Die Impfung ist das einzige wirksame Mittel, um sich vor dem Risiko einer Infektion mit dem FSME-Virus zu schützen», so der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse auf Nachfrage.

Die Zeckenimpfung: wirksamer Schutz gegen FSME

Bisher gibt es nur eine Schutzimpfung gegen von Zecken übertragene Krankheiten: Diese verringert aber einzig das Risiko von FSME. Zur vollständigen Grundimmunisierung sind drei Injektionen nötig. Danach sollte die Impfung alle zehn Jahre aufgefrischt werden.

«Die Impfung wird Personen empfohlen, die in einem Endemiegebiet leben oder sich in einem solchen aufhalten. Menschen ohne Expositionsrisiko müssen sich nicht impfen lassen», so pharmaSuisse. «Muss der Immunschutz schneller erreicht werden, gibt es ein beschleunigtes Impfschema, bei dem die ersten beiden Dosen im Abstand von mindestens 14 Tagen verabreicht werden.» Der Schutz ist dann frühestens 14 Tage nach der zweiten Impfdosis wirksam. Für einen optimalen und langfristigen Schutz sind aber drei Impfdosen und dann alle zehn Jahre eine Auffrischungsimpfung erforderlich.

Zeckenimpfung bei Kindern?

Für Kinder ab sechs Jahren wird die Zeckenimpfung empfohlen, wenn sie in einem Risikogebiet leben oder sich in einem solchen aufhalten. Möglich ist die Impfung in Ausnahmefällen bereits ab einem Jahr – nach Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt.

Hat die Impfung Nebenwirkungen?

«Die beiden in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe sind inaktiviert und gut verträglich. In einem Drittel der Fälle verursachen sie eine Rötung, eine Schwellung und Schmerzen an der Injektionsstelle. Diese verschwinden nach ein bis zwei Tagen.

Bei manchen Menschen kann es zu einer allgemeineren Reaktion kommen, die sich in Form von vorübergehenden Kopfschmerzen, Müdigkeit und Muskelschmerzen äussert», so pharmaSuisse. 

Übernimmt die Krankenversicherung die Kosten der Zeckenimpfung?

Die Grundversicherung übernimmt die Kosten der FSME-Impfung, sofern es eine Impfempfehlung für das Gebiet gibt, in dem man lebt oder sich oft aufhält. Zudem muss die Impfung durch eine Ärztin oder einen Arzt durchgeführt werden.

Erfolgt die Impfung in einer Apotheke, wird lediglich ein Teil der Kosten übernommen*. Eine ärztliche Verordnung ist in diesem Fall notwendig.

*Impfstoff, jedoch nicht für die Impfdienstleistung

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