Ständige Erreichbarkeit: Panik vor dem Screen
Flache Atmung, angespannter Körper: Vor dem Bildschirm vergessen wir oft, dass wir einen Körper haben. Mit teils schlimmen Folgen. Hier einige Tipps, wie wir wieder in ein körperliches Gleichgewicht finden.
Wir alle kennen sie, die nicht enden wollende digitale Pendenzenliste. Viele Menschen scrollen an der Bushaltestelle nicht bloss gelangweilt durch eine Social-Media-Timeline, sondern wollen den Moment so effizient wie möglich nutzen. Eine E-Mail weniger! Eine Aufgabe delegiert! Eine Nachricht abgearbeitet! Und so geht das weiter, jeden Tag, Stunde um Stunde. Zu Hause. Bei der Arbeit. Nach dem Kino. Vor dem Frühstück. Viele Menschen sind so vernetzt wie nie. Aber für den Körper bedeutet das Stress. Denn neurobiologisch betrachtet braucht der Mensch Pausen. Er hat Wach- und er hat Schlafzeiten. Er braucht Anspannung und Entspannung. Er braucht bewusste Auszeiten. Zeit in der Natur. Und Kontakt zu seinem Körper.
Ständige Erreichbarkeit schadet der Gesundheit
Sind Sie konstant am Bildschirm, hat das reale Folgen für Ihre Gesundheit, Ihren Körper und Ihre Psyche. Studien zeigen, dass viele Menschen beispielsweise den Atem anhalten, wenn sie E-Mails lesen. In der Fachsprache wird das E-Mail-Apnoe genannt. Auch spannen wir unsere Muskeln an, atmen flach und starren teils über Stunden auf den Bildschirm, ohne uns gross zu bewegen. Das fördert nicht nur Haltungsschäden, sondern führt auch dazu, dass sich unser ganzes System auf Flucht, Angst und Angriff einstellt: Denn in der Vergangenheit warnte unser Körper uns bei Gefahr mit flacher Atmung, starrem Blick und angespannten Muskeln. Wir waren so besser auf die Flucht vor Feinden oder den Angriff auf Beutetiere vorbereitet.
Sitzen wir also flach atmend und angespannt vor dem PC, schüttet unser Körper Stresshormone aus. Und lesen wir bis abends um elf im Bett noch schlimme Nachrichten, signalisiert uns der Inhalt, dass Gefahr in Verzug ist.
Denn unser Gehirn ist in verschiedene Areale aufgeteilt. Das Stammhirn ist dabei der älteste Teil. Es ist für die Verarbeitung von Basisemotionen wie Wut, Angst und Lust zuständig, also für unsere «primitiven» Reflexe. Unser Stammhirn funktioniert noch genau gleich wie vor Tausenden Jahren, egal, wie viel Moderne wir über unsere Leben stülpen. Wenn ein roter Knopf leuchtet oder 450 E-Mails in unserem Posteingang sind, reagieren wir körperlich genau gleich wie damals, als wir in der Steppe vor einem gefährlichen Tier standen: mit Angst.
Wegen Smartphone: chronisch erhöhtes Stresslevel
Unser System flutet uns dann mit Adrenalin und Cortisol – Stresshormonen, die dazu dienen sollen, uns zum Handeln zu bewegen. Früher hat das unser Überleben gesichert und ist alle paar Tage einmal vorgekommen. Heute aktivieren wir mit jeder neuen Mail die gleichen Mechanismen – aber leider fast rund um die Uhr. Die Folge: Die Stresshormone werden permanent ausgeschüttet, aber oft nicht genügend abgebaut. Im Klartext: Wir leiden unter einem chronisch erhöhten Stresslevel.
Kein Wunder, fühlen sich viele Menschen ständig gestresst und müde, leiden unter Schlafstörungen, Verdauungsproblemen oder körperlichen Schmerzen. Weil wir uns den ganzen Tag über digital aufputschen und kaum Pausen einlegen, um unseren Hormonhaushalt und unseren Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Sechs Tipps für den digitalen Ausgleich
Je digitaler Ihr Alltag ist, desto stärker sollten Sie auf einen körperlichen Ausgleich achten. Mit folgenden Tipps tun Sie sich etwas Gutes.