Mentale Gesundheit stärken
Manchmal läuft alles wie am Schnürchen. Und manchmal geht einfach nichts mehr. Wie Sie Ihre mentale Gesundheit stärken und aus einem Tief herausfinden.
Nicht immer ist der Himmel blau und wolkenlos. Wenn die Belastung zunimmt, sei es durch Alltagsstress, Familienstreit oder Jobprobleme, drückt das auf die Stimmung. Das ist normal, Krisen gehören schliesslich zum Leben. Dreht sich die negative Gedankenspirale aber über Wochen, kann daraus eine Depression entstehen.
«Meine Gene kann ich nicht beeinflussen – wie ich Dinge wahrnehme [...], jedoch schon.»
Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit
Den einen Auslöser für ein Stimmungstief gibt es nicht, erklärt Psychotherapeutin Anna Katharina Beer-Heuberger. Vielmehr ist es ein Mix aus Genen, persönlichen Ressourcen oder dem sozialen Umfeld.
Diese drei Faktoren sind bei allen Menschen unterschiedlich gewichtet. Aber: «Meine Gene kann ich nicht beeinflussen – wie ich Dinge wahrnehme sowie meinen Alltag und mein soziales Umfeld gestalte, jedoch schon», sagt die Psychologin Anna Katharina Beer-Heuberger. Diese Erkenntnis ist zentral, um aus einer Lähmung wieder in Bewegung zu kommen.
Bei einem längeren Tief sollte man die Unterstützung einer Fachperson suchen, ermutigt Anna Katharina Beer-Heuberger. Sie hält aber auch fest: «Schlechte Stimmungen gehören dazu. Wir müssen lernen, diese auch mal auszuhalten.»
Anzeichen für ein Stimmungstief
Ein Stimmungstief ist eine momentane, einige Stunden bis wenige Tage dauernde emotionale Schlechtwetterlage. Mögliche Anzeichen sind unter anderem:
- Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Traurigkeit
- Reizbarkeit
- Konzentrationsprobleme
Tief vs. Depression
Im Gegensatz zum Stimmungstief ist eine Depression eine psychische Erkrankung, die über längere Zeit oder wiederkehrend auftritt. Während einer Depression haben Betroffene Mühe, ihren Alltag zu meistern, und sind nur noch begrenzt oder gar nicht belastbar.
Wer mehr als zwei Wochen an Antriebslosigkeit, innerer Leere, geistiger und körperlicher Erschöpfung, Konzentrationsproblemen, Schlaf- und Appetitlosigkeit, Hoffnungslosigkeit leidet oder sogar Suizidgedanken entwickelt, sollte sich psychotherapeutische Unterstützung suchen.
Mehr über Depressionen erfahren
«Wir sind unseren Emotionen nicht hilflos ausgeliefert. Wir können aktiv etwas verändern.»
Mentale Gesundheit stärken: einfache Tipps
Traurigkeit, Gereiztheit, Energielosigkeit und endlos kreisende Gedanken: Spätestens, wenn solche Anzeichen nach wenigen Tagen nicht von allein verschwinden, sollte man aktiv dagegen angehen, rät Liliana Paolazzi von der Stiftung Pro Mente Sana, die sich seit über 40 Jahren für die psychische Gesundheit einsetzt. «Wir sind unseren Emotionen nicht hilflos ausgeliefert. Wir können aktiv etwas verändern.»
Resilienz stärken
Sport treiben
Kontakte pflegen
Körperliches Wohlbefinden steigern
Frische Luft
Erholung und Entspannung
Neues lernen
Darüber sprechen und Hilfe annehmen
Was heisst, mental gesund sein?
Der Übergang von psychisch gesund zu psychisch krank ist fliessend. Dabei verhält sich das psychische Wohlergehen wie eine Waage: In der einen Waagschale liegen die Belastungen. In der anderen diejenigen Dinge, die guttun und neue Energie geben – die Ressourcen.
Wiegt die Belastung gerade schwerer, rutschen wir in ein Stimmungstief. Dann ist es wichtig, die Ressourcen rasch wieder aufzustocken, um zurück ins Gleichgewicht zu kommen. Übrigens: Sind wir in Balance, halten wir Belastung gut aus. Daher lohnt es sich auch in Zeiten, in denen es uns gut geht, die psychischen Abwehrkräfte zu stärken.
Über die Expertinnen
Liliana Paolazzi hat Psychologie studiert und trägt die Fachverantwortung Beratung bei Pro Mente Sana. Pro Mente Sana ist eine unabhängige Organisation für psychische Gesundheit in der Schweiz. Sie berät Betroffene, Angehörige und Fachpersonen bei psychosozialen und rechtlichen Fragen rund um psychische Krankheit und Gesundheit. promentesana.ch
Anna Katharina Beer-Heuberger (M.Sc.) ist Fachpsychologin für Psychotherapie (FSP) und eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin. In ihrer Praxis in Zürich berät sie vorwiegend Einzelpersonen und Paare. Ihre psychotherapeutischen Behandlungsschwerpunkte sind unter anderen Depression, Burn-out sowie Anpassungsstörungen.