Depression: Männer leiden anders
Kerle weinen nicht? Depressionen bleiben bei ihnen jedenfalls häufig unerkannt, weil sich ihr psychisches Leiden hinter Aggression, Alkoholabsturz oder Arbeitswut versteckt. Woran man eine Depression trotzdem erkennt.
Kommt Ihnen folgendes Szenario bekannt vor? Auf die besorgte Bemerkung «Mein lieber Schatz/Freund/Kollege, ich mache mir Sorgen um dich. Ich merke, dass es dir zurzeit nicht gut geht …» folgt meist eine ausweichende Antwort des Angesprochenen. Bei den unten stehenden sechs Beschwichtigungsversuchen sollten Männer selbst, aber auch ihr Umfeld hellhörig werden.
«Ach, lass mal. Ein gepflegter Herrenabend in der Kneipe, dann renkt sich das schon wieder ein.»
«Ich bin nicht depressiv. Ich bin wütend.»
«Anderen geht es viel schlechter als mir.»
«Wenn ich jetzt Schwäche zeige, nimmt ganz schnell jemand meinen Platz ein.»
«Psychotherapie ist Frauensache.»
«Rumheulen hat noch niemandem etwas gebracht.»
Zur Person
Dr. Andreas Walther ist psychologischer Psychotherapeut und Oberassistent in der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Zürich. Gemeinsam mit Kolleg:innen hat er das Konzept für eine männerspezifische Psychotherapie entwickelt.
Dr. Andreas Akert ist Psychiater und leitender Arzt der stationären Dienste an der Klinik SGM in Langenthal. Im April 2022 eröffnete dort die «Männerinsel», eine Station nur für Männer, die sich in einer psychischen Krise befinden.
Hilfe annehmen ist mutig!
- Alles erscheint hoffnungslos? Reden kann retten. Nehmen Sie anonym per Telefon oder Chat mit der «Dargebotenen Hand» Kontakt auf: 143 oder 143.ch
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