Dossier: Hausmittel

Hilfe, Magen-Darm-Grippe! Was tun?

Übelkeit, Erbrechen und Durchfall: Die Magen-Darm-Grippe ist überaus unangenehm. Glücklicherweise gibt es Wege, die Symptome zu lindern und sich davor zu schützen.

Text: Nicole Krättli; Foto: iStock

Obschon der Name vertraut klingt, hat die Magen-Darm-Grippe so gar nichts mit einer herkömmlichen Grippe zu tun. Vielmehr handelt es sich bei der Gastroenteritis, so der medizinische Fachbegriff, um eine Entzündung der Schleimhäute im Magen und Dünndarm. Diese Entzündung führt dann unter anderem zu einem sehr unangenehmen Brechdurchfall. Die Ursache für eine Magen-Darm-Grippe sind in den meisten Fällen Viren – vor allem Noro- und Rotaviren. Aber auch Bakterien wie Campylobacter, Salmonellen und bestimmte Stämme von Escherichia Coli können eine Magen-Darm-Infektion auslösen. Da diese Infektionen überaus ansteckend sind, erkrankt fast jeder Mensch mindestens einmal im Leben an einer Gastroenteritis.

Ursachen für Magen-Darm-Grippe: Hier lauert Ansteckungsgefahr

Die Übertragungswege einer Magen-Darm-Infektion unterscheiden sich je nach Erreger. In der Schweiz sind vor allem virale Magen-Darm-Grippen stark verbreitet, erklärt Andreas-Paul Müller, Facharzt für Gastroenterologie am GastroZentrum Hirslanden in Zürich. Insbesondere während Ferienreisen im Ausland kann es aufgrund von schlechteren Hygieneverhältnissen aber häufig auch zu bakteriellen Magen-Darm-Infektionen kommen.

  • Ansteckung über Lebensmittel: Rohes Fleisch, Eier, Fisch sowie Salat, Gemüse und Obst sind die häufigsten Träger von Bakterien wie Salmonellen. Doch auch im Wasser und in anderen Getränken können sich Erreger verbergen, die zu Durchfall führen. 
  • Ansteckung über Gegenstände: Oberflächen wie Toiletten, Türgriffe, Handläufe und Armaturen können ebenfalls mit Keimen belastet sein. Berührt man diese und fasst anschliessend an den Mund, gelangen die Keime in den Verdauungstrakt.
  • Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch kann durch Tröpfcheninfektion erfolgen. Hierbei verbreiten sich Erreger über Speicheltröpfchen, die beim Niesen, Husten oder Sprechen in die Luft gelangen und über die Schleimhäute eines anderen Menschen aufgenommen werden.
  • Tier-zu-Mensch-Übertragung: Der Kontakt mit Nutztieren kann ebenfalls eine Infektionsquelle sein. Hühner, Ziegen und Schafe können beispielsweise über direkten Kontakt Krankheitserreger wie Salmonellen, Campylobacter oder EHEC-Bakterien auf Menschen übertragen.

Diese Symptome plagen Magen-Darm-Grippe-Betroffene

Die Symptome einer Magen-Darm-Grippe machen sich oft nicht sofort bemerkbar, es kann bis zu zwei Tage dauern, bis sich die ersten Anzeichen zeigen, erklärt Gastroenterologe Andreas-Paul Müller. Im Gegensatz dazu treten die Symptome einer Lebensmittelvergiftung oft schon zwei bis vier Stunden nach dem Verzehr der entsprechenden Lebensmittel auf.

Übelkeit und Erbrechen gehören zu den ersten und häufigsten Symptomen einer Magen-Darm-Grippe. Hinzu kommt wässriger Durchfall, der vielfach von Bauchschmerzen und Krämpfen begleitet wird. Die Dauer der Beschwerden variiert. In den allermeisten Fällen klingen die Beschwerden nach zwei bis drei Tagen ohne medizinische Behandlung wieder ab. «Es ist wichtig zu bedenken, dass Durchfall, Übelkeit und Erbrechen auch andere Ursachen haben können. Entsprechend lohnt sich eine Abklärung, wenn die Symptome länger als zwei bis drei Tage andauern in jedem Fall», so der Experte.

Magen-Darm-Infekt: Schwangere, Babys und ältere Personen besonders gefährdet

Bei älteren und/oder immungeschwächten Menschen sowie Schwangeren, Säuglingen und Kleinkindern kann ein Magen-Darm-Infekt besonders schwer verlaufen. «Der Flüssigkeitsverlust durch anhaltenden Durchfall birgt das Risiko einer Dehydration. Betroffene sollten in solchen Fällen unbedingt ärztliche Hilfe suchen», warnt Facharzt Müller. Aber auch Menschen, die keine offensichtlichen Risikofaktoren aufweisen, sollten umgehend eine Fachperson konsultieren, wenn die Beschwerden kaum noch auszuhalten sind oder aber folgende Symptome hinzukommen:

  • Blut im Stuhl
  • Hohes Fieber
  • Kreislaufprobleme, starke Schläfrigkeit, Verwirrtheit oder Muskelkrämpfe
  • Umgehendes Brechen nach Flüssigkeitsaufnahme

So lässt sich einer Magen-Darm-Grippe vorbeugen

Um eine Ansteckung mit der Magen-Darm-Grippe zu vermeiden, steht regelmässiges Händewaschen an oberster Stelle. Zusätzlich sollte man, insbesondere im Ausland, folgende Regel berücksichtigen: «Koch es, schäl es oder vergiss es!» Der Gastroenterologe erklärt: «Es lohnt sich, auf Reisen in Ländern mit schlechteren hygienischen Bedingungen als in der Schweiz nur Dinge zu essen, die vorher abgekocht wurden oder die man selbst schälen kann.»

Während der akuten Krankheitsphase ist es dann ratsam, dass Gesunde und Erkrankte Bad und Küche möglichst getrennt nutzen. Ausserdem sollten diese Räume regelmässig gereinigt und gut gelüftet werden. Ebenfalls wichtig: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen der erkrankten Person bei mindestens 60 Grad Celsius waschen. Das Geschirr sollte zudem im Spülautomaten bei der höchsten verfügbaren Temperatur gereinigt werden.  

Behandlung einer Magen-Darm-Grippe: Flüssigkeit ist das A und O

Eine virale Magen-Darm-Infektion klingt zwar oft von selbst ab, trotzdem ist es wichtig, während der Krankheitszeit ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. «Um den Flüssigkeitsbedarf zu decken, sollten Betroffene in der akuten Phase täglich mindestens 2 Liter trinken. Am besten eignen sich stilles Wasser, Kräutertee und Bouillon, die auch verlorene Elektrolyte zurückgeben», rät Facharzt Müller. Die vermeintlich magenberuhigende Cola ist hingegen ein Mythos, erklärt er. «Zucker ist bei einer Magen-Darm-Grippe ganz und gar nicht förderlich.» Neben gezuckerten Getränken wie Fruchtsäften, Limonaden und Energydrinks sollte man auch Kaffee und Alkohol meiden.

Für besonders gefährdete Gruppen wie kleine Kinder, Schwangere oder ältere Menschen sind zudem Elektrolytlösungen sinnvoll. Diese enthalten eine ausgewogene Mischung aus Traubenzucker, Salzen und Mineralstoffen und sind in Apotheken erhältlich. Bei starkem Durchfall kann zudem Aktivkohle dabei helfen, die reizenden Gifte zu binden, damit sich der Darm erholen kann.

Mit Antibiotika gegen Magen-Darm-Grippe? Besser nicht

Antibiotika sollte man hingegen keinesfalls ohne ärztliche Verschreibung einnehmen. «Antibiotika wirken nur bei Erkrankungen, die durch Bakterien verursacht sind. Magen-Darm-Grippen werden aber vielfach durch Viren ausgelöst. Je nach Krankheitsverlauf ist die Einnahme von Antibiotika nicht nur nutzlos, sondern kann sogar richtig gefährlich werden», warnt Müller. Zum Beispiel dann, wenn Escherichia-Coli-Bakterien im Spiel sind. «In Verbindung mit Antibiotika können Kolibakterien Gifte freisetzen, die im schlimmsten Fall zum Tod führen. Eine gründliche Abklärung der Beschwerdeursachen ist deshalb absolut essenziell», so der Facharzt weiter.

Hausmittel bei Magen-Darm-Grippe: Setzen Sie auf leichte Kost

Besser ist es also, dem Körper viel Ruhe zu gönnen und körperliche Anstrengungen zu vermeiden, damit das Immunsystem sich auf die Bekämpfung des Erregers konzentrieren kann. In der ersten akuten Phase lohnt es sich, auf leichte Kost zu setzen. Meiden Sie zunächst Fette, Ballaststoffe und schwer verdauliche oder reizende Lebensmittel und beobachten Sie, was Ihrem Körper guttut. Zwieback oder altes Brot, Haferbrei, Kartoffelbrei ohne Butter und Milch, Suppe oder Brei aus Karotten oder Zucchini sowie Bananen eignen sich besonders gut. Schritt für Schritt können Sie dann Ihre Ernährung um verträgliche Speisen wie Reis oder Nudeln erweitern.

Über den Experten

Dr. med. Andreas-Paul Müller ist Facharzt für Gastroenterologie am GastroZentrum Hirslanden in Zürich. Zu seinen Kernkompetenzen zählen unter anderem die Abklärung von Magen-, Darm-, Pankreas- und Leberkrankheiten, die interventionelle Endoskopie sowie die diagnostische und therapeutische Proktologie.

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