Angina – wenn das Schlucken wehtut
Hinter Halsschmerzen stecken meist Infektionen mit Viren oder Bakterien. Oft sind dann die Mandeln entzündet. Das kann ganz schön schmerzhaft sein. Da hilft nur eines: Symptome lindern.
Inhaltsverzeichnis
Der Hals kratzt, das Schlucken fällt schwer – eine Angina ist eine schmerzhafte Entzündung der Tonsillen, also der Gaumenmandeln, im hinteren Rachenraum. Sie ist weitverbreitet: Mandelentzündungen sind einer der 20 häufigsten Gründe für einen Hausarztbesuch. Eine Übertragung ist schnell passiert, denn Angina ist eine sehr ansteckende Tröpfcheninfektion, die via Husten, Niesen oder einfach durch den Kontakt von Mensch zu Mensch weitergegeben wird. Eine Ansteckung zeigt sich in der Regel nach zwei bis fünf Tagen. Betroffene können unbehandelt bis zu zwei Wochen ansteckend bleiben.
Wie entsteht eine Angina und wie erkennt man sie?
Viren oder Bakterien, die via Mund und Nase in den Körper eindringen, sind der Ursprung allen Übels. Dort durchbrechen sie die schützende Schleimbarriere und infizieren die Schleimhaut. Im für sie angenehmen feucht-warmen Klima vermehren sich die Erreger und schädigen das Gewebe. Dabei kommen sie auch an den Mandeln vorbei, die zum Abwehrsystem des Körpers gehören: Eine Entzündung entsteht, der Rachen ist rot, verengt, gereizt und schmerzt. Um herauszufinden, ob Bakterien oder Viren der Auslöser sind, führt die Hausärztin oder der Hausarzt einen Rachenabstrich, den Streptokokken-A-Schnelltest, durch.
Virale Infektion der Mandeln
Bakterielle Infektion der Mandeln
«Bei einer Mandelentzündung schaue ich immer auch die Nase und die Nasennebenhöhlen an, um festzustellen, woher die Infektion kommt», sagt Dr. Hans-Wolfgang Mahlo, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Es kann zum Beispiel sein, dass die Nasennebenhöhlen entzündet sind und sich die Mandeln durch abfliessenden Nasenschleim entzünden. Manchmal steckt auch das Pfeiffersche Drüsenfieber dahinter, eine Viruserkrankung, die mit einer Angina verwechselt werden kann. Die Krankheiten haben ausser der Mandelschwellung aber nichts gemeinsam. Wichtig ist in jedem Fall die Beobachtung der Entwicklung und gerade in hartnäckigen Fällen eine Verlaufskontrolle durch die Ärztin oder den Arzt.
«Bei einer Mandelentzündung schaue ich immer auch die Nase und die Nasennebenhöhlen an, um festzustellen, woher die Infektion kommt.»
Wenn man in den Mund hineinschaut, liegen die beiden Gaumenmandeln links und rechts hinter dem Gaumenzäpfchen. Beide sind Teil des sogenannten lymphatischen Rachenrings. Dieser besitzt viele Leukozyten, also weisse Blutkörperchen. Seine Mission ist klar: Keime, die durch den Rachen dringen, abzuwehren. Zwei weniger bekannte Geschwister der Gaumenmandeln sind die Rachen- und die Zungenmandel, von denen wir je eine besitzen. Insgesamt haben wir also vier Mandeln, nicht nur zwei.
Wie viele Mandeln haben wir?
Wenn man in den Mund hineinschaut, liegen die beiden Gaumenmandeln links und rechts hinter dem Gaumenzäpfchen. Beide sind Teil des sogenannten lymphatischen Rachenrings. Dieser besitzt viele Leukozyten, also weisse Blutkörperchen. Seine Mission ist klar: Keime, die durch den Rachen dringen, abzuwehren. Zwei weniger bekannte Geschwister der Gaumenmandeln sind die Rachen- und die Zungenmandel, von denen wir je eine besitzen. Insgesamt haben wir also vier Mandeln, nicht nur zwei.
Wie wird eine Mandelentzündung behandelt?
Wenn der Erreger ein Virus ist, muss man die Arbeit dem Körper überlassen und kann nur die Symptome lindern, weil Antibiotika nicht gegen Viren wirken. «Patientinnen und Patienten schreibe ich in der Regel eine Woche krank und verordne Ruhe. Das heisst: kein Sport, keine Haus- oder Gartenarbeiten, sondern im Bett bleiben und den Körper nicht belasten», führt Hans-Wolfgang Mahlo aus. Meistens klingen Halsschmerzen innerhalb von drei bis fünf Tagen von allein ab.
«Die erste Phase – zu Hause bleiben und den Körper wirklich schonen – ist sehr wichtig.»
Beim bakteriellen Infekt ist es ähnlich: Der Körper braucht vor allem Ruhe. Bei einer leichten Infektion kann das Immunsystem die Krankheitserreger selbstständig bekämpfen. Dabei unterstützen schmerzlindernde, entzündungshemmende oder abschwellend wirkende Präparate wie Spülungen, Halssprays oder Lutschtabletten. Anders als früher wird heute grundsätzlich so wenig wie möglich mit Antibiotika behandelt. Der vorsichtigere Einsatz soll verhindern, dass unnötige Resistenzen entstehen und möglicherweise sogar multiresistente Keime gefördert werden. Die bakterielle Angina tonsillaris wird jedoch in der Regel antibiotisch behandelt. Mögliche Folgeerkrankungen werden durch eine angemessene Therapie verhindert. Der Heilungsverlauf braucht oft Geduld.
Wie kann man einer Angina vorbeugen?
Sich gezielt vor einer Angina zu schützen, ist schwierig. Aber: Ein gutes Immunsystem ist die halbe Miete, damit es erst gar nicht so weit kommt. Hier helfen eine ausgewogene vitaminreiche Ernährung, wenig Süssigkeiten, ausreichend Schlaf und Bewegung in der Natur, dem Wetter angepasste Kleidung, wenig Stress, der Verzicht auf Zigaretten & Co. – und viel trinken. Auch ein nicht zu trockenes Raumklima tut den Atemwegen gut.
Auch eine stabile Körpertemperatur schützt: Das gilt sowohl in gesundem Zustand als auch beim Gesundwerden. «Infekte der oberen Atemwege entstehen häufig, wenn die Körperkerntemperatur sinkt», erklärt Dr. Mahlo und macht ein Beispiel aus dem Praxisalltag: Eine 16-Jährige verlässt im Frühling bei wechselhaftem Wetter mittags leicht bekleidet das Haus. Sie kommt erst spätabends wieder nach Hause. Gegen Abend wird es frisch, ihre freien Arme, Beine und der Hals kühlen ab. Ihre Körperkerntemperatur sinkt. Am nächsten Morgen wacht sie mit Halsschmerzen auf.
Trinken
Halswickel
Spülen oder gurgeln
Inhalieren
Weiche, kühle Lebensmittel
Fussbäder
Was ist eine Seitenstrangangina?
Wenn vor allem die Lymphbahnen der seitlichen Rachenwand entzündet sind, steckt die seltene Seitenstrangangina dahinter. Sie kommt häufiger bei Menschen vor, denen die Gaumenmandeln entfernt wurden. Die Beschwerden gleichen denen einer herkömmlichen Angina: Fieber, Halsschmerzen, die ins Ohr ausstrahlen können, Schluckschmerzen und ein Klossgefühl im Hals. Meistens heilt die Seitenstrangangina von selbst aus. In manchen Fällen sind jedoch Antibiotika nötig.
Über den Experten
Dr. Hans-Wolfgang Mahlo ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde im Medbase Gesundheitszentrum und in seiner Privatpraxis. Er praktiziert in Kreuzlingen und Konstanz.
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